Der stationäre Pflegemarkt steht an der Schwelle zu umfassenden Veränderungen. Zahlreiche Pflegeunternehmen sehen sich mit erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert. Angesichts dessen häufen sich die Berichte über Insolvenzen.
Im Jahr 2023 befanden sich mindestens 330 Pflegeunternehmen, darunter sowohl stationäre als auch ambulante Leistungserbringer, in einem Insolvenzverfahren. Etwa 210 dieser Verfahren sind noch in Bearbeitung und wurden im Laufe des Jahres 2023 eröffnet.
Mehr als 80 % der Insolvenzen betreffen oder betrafen Unternehmen in privater Trägerschaft. Nordrhein-Westfalen verzeichnet die höchste Anzahl von Insolvenzfällen (insgesamt 72), gefolgt von Berlin (44), Bremen (41), Bayern (36) und Niedersachsen (34). Die Gründe für die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind vielfältig: Zum Beispiel haben die Sozialämter in Nordrhein-Westfalen offene Rechnungen in Höhe von über 12 Millionen Euro bei Pflegeeinrichtungen und Pflegediensten. Die hohe Anzahl an Insolvenzanträgen hängt auch mit der allgemein großen Zahl von Pflegeeinrichtungen und -diensten in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bayern zusammen. Darüber hinaus sind zahlreiche Insolvenzen auf die bekannten Unternehmen Curata Care und Dorea mit Sitz in Berlin zurückzuführen.
Stationäre Pflege – kein Auslaufmodell
Ein Teil der Insolvenzen führte zur Schließung von stationären Einrichtungen und zur Reduzierung der Versorgungskapazitäten. Dennoch ergab eine kürzlich durchgeführte Analyse der SozialGestaltung, dass im stationären Pflegemarkt nach wie vor Anzeichen für kontinuierliches Wachstum vorhanden sind. Zwischen Januar und August 2023 wurden in Deutschland insgesamt 36 Pflegeheime geschlossen, wovon 1.765 vollstationäre Plätze betroffen waren. Im gleichen Zeitraum eröffneten jedoch 72 Pflegeheime mit insgesamt 5.217 vollstationären Plätzen (ohne Tagespflege, Quelle: Pflemarkt.com).
Im selben Zeitraum stellten 268 ambulante Pflegedienste ihre Arbeit ein, was die Versorgung von 11.996 Pflegebedürftigen beeinträchtigte. Gleichzeitig gingen zwischen Januar und August 2023 insgesamt 330 neue ambulante Pflegedienste an den Start. Bezogen auf die Anzahl der Pflegeheime und -dienste der Pflegestatistik 2021 liegt im ambulanten Bereich ein Wachstum von ca. 0,4 % und im stationären Bereich von 0,2 % vor. Es zeigt sich: Die Schließungen werden durch Neugründungen mehr als kompensiert.
Kompetenzen bündeln und Ressourcen optimal nutzen
Angesichts mittel- und langfristig knapper werdender Ressourcen sowie vielfältiger Einflussfaktoren und Trends im Pflegesektor ist es für Pflegeeinrichtungen unerlässlich, ihr Angebot, ihre Strukturen und Prozesse anzupassen. Eine systematische Portfolioanalyse stellt den Ausgangspunkt dar, um eine zukunftsfähige Weiterentwicklung sicherzustellen.
Indem Unternehmensverbünde gebildet werden, können zentrale Kompetenzbereiche aufgebaut werden. Innerhalb dieser Verbünde besteht die Möglichkeit, die Effizienz zu steigern, beispielsweise indem Verwaltungs- und Dienstleistungsprozesse standardisiert und digitalisiert werden.
Um ausreichend Fachkräfte für den Betrieb zu gewinnen, ist es von entscheidender Bedeutung, sich als attraktiver Arbeitgeber auf dem Markt zu positionieren. Dabei spielt die nachhaltige Ausrichtung des Unternehmens eine zentrale Rolle. In diesem Zusammenhang sind transparente und aktuelle Daten z. B. zur Erstellung einer CO2-Bilanz als Grundlage für fundierte Entscheidungen unverzichtbar.
Für eine erfolgreiche Neuausrichtung des Unternehmens ist eine präzise Strategie unerlässlich, die sowohl die strukturellen Aspekte als auch die finanzielle Tragfähigkeit des Vorhabens angemessen berücksichtigt. In diesem Zusammenhang kann externe Beratung und Unterstützung von unschätzbarem Wert sein.
SozialGestaltung, die Beratungsgesellschaft der SozialBank, begleitet bei der Optimierung von Managementprozessen, der Weiterentwicklung von Immobilien, der Gestaltung effizienter Versorgungsstrukturen oder der Etablierung nachhaltiger Prozesse. Die langjährige Branchenexpertise in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft ermöglicht es, praxisnahe und interdisziplinäre Expertenteams für die Lösung komplexer Fragestellungen bereitzustellen. Das gemeinsame Ziel: zum langfristigen Erfolg der Projekte beizutragen.
Die SozialGestaltung GmbH ist die auf Beratung und Fortbildung spezialisierte Tochtergesellschaft der SozialBank. Lisa Scharf und Vanessa Nikulin sind im Research tätig.