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Immer mehr Erblasser wollen über ihren Familienkreis hinaus Gutes tun. Eine Frage wie „Was bleibt von mir, wenn ich nicht mehr bin?“ treibt sie um und veranlasst sie, der Gesellschaft etwas zurückgeben zu wollen. Das zeigt sich in der zunehmenden Bereitschaft zum gemeinnützigen Vererben, wie eine Erhebung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) belegt. 28 Prozent der Deutschen ab 50 Jahren können sich vorstellen, Organisationen wie dem Deutschen Kinderhilfswerk, Ärzte ohne Grenzen und Stiftung Bildung einen Teil ihres Vermögens zu vermachen. 2013 waren dies nur 11 Prozent. Insgesamt ergibt die Befragung ein aufschlussreiches Bild der Motive und Präferenzen potenzieller Erblasser.
Auftraggeber dieser nach 2013 zweiten Erhebung zur Bereitschaft des Vererbens ist die Initiative „Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum“: ein Zusammenschluss von 22 gemeinnützigen Organisationen, die sich fürs gemeinnützige Vererben stark machen. „Die Initiative selbst nimmt keine Spenden, Erbschaften oder Vermächtnisse an, aber wir vermitteln Interessierte an Organisationen, die zu ihren Werten passen“, erklärt Susanne Anger, Sprecherin der Initiative. Knapp 1.000 Deutsche und EU-Ausländer im Alter zwischen 50 und 80 Jahren nahmen an der Befragung teil. 73,3 Prozent hatten Kinder, 26,7 Prozent waren kinderlos. Im Folgenden die wichtigsten Ergebnisse.
28 Prozent aller Befragten können sich vorstellen, ihr Erbe oder einen Teil davon einem gemeinnützigen Zweck zu hinterlassen (2013: 11 %). Bei den 50- bis 60-jährigen ist diese Bereitschaft besonders hoch (30 %). Bei kinderlosen Menschen kann sich mehr als die Hälfte (51 %) gemeinnütziges Vererben vorstellen (2013: 34 %).
Fast die Hälfte der Befragten mit Sympathie fürs gemeinnützige Vererben (49,5 %), favorisiert den Bereich „Umwelt-, Natur- und Tierschutz“ (2019: 49,5 % vs. 2013: 19 %). Dieser Zweck überholt damit die „Soziale Hilfe, Behinderten- und Krankenhilfe“ (2019: 42,3 % vs. 2013: 53 %).
Weitere Adressaten sind die Bereiche
Das Thema „Bürger- und Menschenrechte“ schnellte von 1 auf satte 15 Prozent hoch.
Auf die Frage nach den Beweggründen für gemeinnütziges Vererben erklärten 41 Prozent, sie wollten persönliche Werte weitergeben. 25 Prozent möchten der Gesellschaft etwas zurückgeben, 23 Prozent ihr Erbe nachhaltig anlegen und Bleibendes schaffen. 22 Prozent nannten fehlende Angehörige und 21 Prozent Angehörige, die bereits versorgt seien. „Auffällig ist, dass sich im Gegensatz zu 2013 religiöse Beweggründe mehr als halbiert haben (von 19 % auf 8,2 %).“ Übrigens: Zehn Prozent gaben an, ihren Angehörigen nichts vererben zu wollen (2013: 5 %).
Und warum ziehen Menschen gemeinnütziges Vererben überhaupt nicht in Betracht? Weil sie ihre Angehörigen versorgen wollen (2019: 75,1 % vs. 2013: 83 %) und annehmen, dass das Erbe zu klein sei, um damit etwas zu bewegen (2019: 28,9 % vs. 2013: 33 %). Immerhin spricht sich die Möglichkeit herum, sein Erbe gemeinnützig machen zu können: 92 Prozent der Befragten wissen das (2013: 81 %).
„Durch unsere Studien wissen wir, dass die prinzipielle Bereitschaft zum gemeinnützigen Vererben seit Gründung der Initiative signifikant gestiegen ist. Ein schönes Ergebnis unserer stetigen Sensibilisierung für das Thema“, kommentiert Sprecherin Anger. Dabei spiegelt sich in den veränderten Zweckbestimmungen gemeinnütziger Testamente die Verschiebung gesellschaftspolitischer Präferenzen deutlich wider: hin zum Schutz von Umwelt, Natur und Tieren sowie von Bürger- und Menschenrechten.
Der vorliegende Report dürfte Unternehmen der Sozialwirtschaft und ehrenamtliche Einrichtungen optimistisch stimmen: Nach Angaben des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) werden bis zum Jahr 2027 bis zu 400 Milliarden Euro pro Jahr vererbt – gut ein Viertel mehr als bisher angenommen. Mit Blick auf die heute lebenden Deutschen ist daher von einer „Generation Goldener Löffel“ die Rede. Damit dieser Trend auch der Initiative „Mein Erbe tut Gutes“ zugute kommt, hat Susanne Anger eine Forderung an die Politik: „Gemeinnützig zu vererben ist eine von vielen Formen des bürgerschaftlichen Engagements, das die Politik ja immer so gern fördern möchte. Deswegen wäre schön, wenn die Bundesregierung in ihren offiziellen Ratgebern zur Testamentsgestaltung die Möglichkeit des gemeinnützigen Vererbens als Option prominent vorstellen würde.“
Die Initiative „Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum“ wurde 2013 gegründet. Ihr gehören 22 gemeinnützigen Organisationen an, darunter Ärzte ohne Grenzen, Deutsche Herzstiftung, Greenpeace, Johanniter-Unfall-Hilfe, Stiftung Menschen für Menschen, Weißer Ring, Welthungerhilfe.
Gemeinnütziges Vererben in Deutschland, GfK-Umfrage im Auftrag der Initiative „Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum“, Januar 2020, 11 Seiten, Download
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