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Gäbe es ein Schulzeugnis für digitale Medienkompetenz, dann wäre bei der Mehrheit der Deutschen die Versetzung stark gefährdet. Viele Menschen aller Altersgruppen haben Probleme damit, Nachrichten von Fake-News zu unterscheiden, nur die Hälfte weiß, dass Berichte über einen Bundesminister auch ohne dessen Genehmigung erscheinen dürfen. Das fand eine von der Bundeszentrale für politische Bildung unterstützte Studie der „Stiftung Neue Verantwortung“ heraus. Basis ist ein Nachrichtenkompetenz-Test mit bundesweit 4.200 Nutzer*innen, der aktuell allen Interessierten online zur Verfügung steht (s. u.).
Corona-Pandemie und Superwahljahr zeigten, wie wichtig gut informierte Bürger für die Demokratie sind, so das Motiv des Reports. Der Test untersucht, wie gut die Deutschen die Zuverlässigkeit von digitalen Informationsquellen beurteilen und Nachrichten einordnen und hinterfragen. Mit ernüchterndem Ergebnis: Die Teilnehmer erzielten im Durchschnitt 13,3 von 30 Punkten. „In fast allen Kompetenz-Bereichen schnitten sie überwiegend mittelmäßig bis schlecht ab, oft fehlte es an ganz konkreten Kenntnissen und Fähigkeiten.“
Ein fatales Ergebnis, meinen die Autor*innen. Denn Medienkompetenz beeinflusse wesentlich, „ob Menschen anfällig für Populist*innen werden, Vertrauen in Institutionen verlieren oder Falschnachrichten millionenfach an Freund*innen und Familie verbreiten.“ Diese Fähigkeit sei nicht selbstverständlich und müsse trainiert werden. Hintergrund ist der rasante Medienwandel – Journalist*innen, Verlage und Rundfunkanstalten haben heute kein Monopol mehr auf Auswahl und Kommentierung von Nachrichten; Nutzer*innen können jederzeit per Post, Tweet und Blog in den Prozess öffentlicher Themensetzung und Meinungsbildung eintreten. Die Folge: „Die Nachrichten- und Informationskompetenz der Bevölkerung hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen und ist zu einem kritischen Faktor für Demokratien geworden.“
Bislang interessierte sich die Wissenschaft vor allem um die Bedienkompetenz. Vorliegende Analyse hingegen basiert den Autor*innen zufolge auf einem der weltweit ersten Tests zu den Informations- und Nachrichtenkompetenzen der gesamten Bevölkerung. Die wichtigsten Ergebnisse:
So vielschichtig die 140 Seiten starke Studie ist, so deutlich zeigt sie auf, dass die Kompetenzdefizite auf mindestens drei Ebenen angegangen werden sollten:
Die Autor*innen sind überzeugt, dass die Veränderung der Medienlandschaft weiter voranschreitet und „zu einer Reihe politischer und gesellschaftlichen Herausforderungen führen wird.“ Bürger*innen, Bildungs- und Medienpolitiker, Journalist*innen und Lehrkräfte sind daher gefordert, ihren Beitrag zur Verbesserung der Medienkompetenz in der Gesellschaft zu leisten.
Die Studie wird von dem Online-Test „Wie gut bist du mit Nachrichten im Netz?“ begleitet. Anhand von 24 Fragen aus 5 Bereichen können Interessierte ihre Medienkompetenz selbst testen und mit den Ergebnissen der Studienteilnehmenden vergleichen.
www.der-newstest.de
Anna Katharina Meßmer / Alexander Sängerlaub / Leonie Schulz
„Quelle: Internet“? Digitale Nachrichten- und Informationskompetenzen der deutschen Bevölkerung im Test. Stiftung Neue Verantwortung, Berlin 2021, 143 Seiten
Download
Aktuelle Studie:
Uwe Hasebrink /Sascha Hölig / Leonie Wunderlich,
#UseTheNews. Studie zur Nachrichtenkompetenz Jugendlicher und junger Erwachsener in der digitalen Medienwelt, Hg.: Leibniz-Institut für Medienforschung, Hamburg, 91 Seiten
https://leibniz-hbi.de/de
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