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Die Bevölkerung Deutschlands nimmt bis 2040 kontinuierlich ab –im Vergleich zu 2020 um rund 1,3 Mio. auf 81,9 Mio. Menschen. Der Schwund ist geringer als erwartet, schlägt aber regional sehr ungleich zu Buche, ergibt eine Trendanalyse des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Während wirtschaftsstarke Metropolen mit ihren Speckgürteln zu den demografischen Gewinnern gehören werden, müssen ohnehin schon gebeutelte Landstriche weiter Federn lassen. Das gilt besonders für den Osten Deutschlands.
Die regional differenzierte Prognose des BBSR greift im Wesentlichen auf Zahlen zur Außen- und Binnenwanderung sowie der Geburten- und Sterbestatistik zurück. Demnach steigt die Zahl der Kinder und Jugendlichen bis 2040 leicht um 0,6 Millionen (+3,8 %). Die erwerbsfähige Bevölkerung verringert sich hingegen um 5,5 Millionen (-11 %), die Zahl der Menschen im Rentenalter wächst um 4,1 Millionen (+23 %). Gemäß der BBSR-Analyse konzentrieren sich die günstigen Trends einer wachsenden und kaum alternden Bevölkerung auf die zentraler gelegenen, urban geprägten Regionen, während die eher randständigen, strukturschwachen Regionen von Alterung und abnehmender Bevölkerung betroffen sind.
Die Zahlen ergeben ein deutliches Bild der Ost-West-Kluft. Unter den 50 Kreisen mit der am stärksten schrumpfenden Bevölkerung finden sich mit den Landkreisen Kusel, Neunkirchen, Wunsiedel im Fichtelgebirge, Holzminden, Märkischer Kreis, St. Wendel und Kronach nur sieben in den alten Bundesländern, belegt die Studie. „Deren Bevölkerungszahl wird sich maximal um 15 Prozent verringern.“ Entsprechend drastisch fällt das Ranking der 50 wachstumsstärksten Kommunen hierzulande aus: Hier können sich aus den neuen Bundesländern nur Leipzig, Berlin und Potsdam einreihen. Diesen Städten wird ein starker Zuwachs junger Menschen prophezeit.
Alterung, Wegfall von Infrastruktur und Abwanderung – dieser vor allem ostdeutsche Teufelskreis jenseits der Metropolen dürfte sich laut Studie fortsetzen. So werden die Landkreise Salzlandkreis, Greiz, Elbe-Elster, Altenburger Land und Mansfeld-Südharz bis 2040 rund ein Fünftel ihrer Bevölkerung einbüßen. Für Sachsen prognostiziert das BBSR einen besonders starken Bevölkerungsschwund im Erzgebirgskreis (-22,4 %) und im Landkreis Görlitz (-20,7 %). In Sachsen-Anhalt und Thüringen weist bis 2040 kein einziger Stadt- oder Landkreis eine Wachstumsprognose auf. Hier stimmt schon ein vergleichsweise weniger starker Bevölkerungsrückgang froh: Magdeburg (-8,6 % ), Halle (-5,7 %), Erfurt (-0,5 %), Jena (-3,5 %) und Weimar (-4,3 %).
Weil hierzulande mehr Menschen sterben als geboren werden (2018-2040: 23,5 Mio. Sterbefälle gegenüber 17,4 Mio. Geburten), ist der Studie zufolge die Wanderung aus dem Ausland von zentraler Bedeutung. Dass sich die Bevölkerungszahlen entgegen früheren Annahmen deutlich stabiler entwickelt haben, hat demnach einen zentralen Grund: „Diese vorteilhafte Entwicklung ergibt sich vor allem aus der Zuwanderung aus dem Ausland, die in dieser Höhe niemand erwartet hat.“ Mittlerweile ist die Zuwanderung schon wieder spürbar zurückgegangen. Ursache seien das Flüchtlingsabkommen zwischen der EU und der Türkei 2016 und der „Corona-Knick“, der pandemiebedingte Einwanderungsrückgang um 28 Prozent im Jahr 2020.
Der BBSR versteht seine Prognose als Entscheidungsgrundlage für die Politik. „Der Blick in die Zukunft zeigt, dass die strukturschwachen Regionen vor großen Herausforderungen stehen“, erklärte BBSR-Leiter Dr. Markus Eltges. „Ihre Situation wird sich absehbar weiter verschlechtern.“ Handlungsschwerpunkte liegen in der Sicherung der Infrastruktur, der Fachkräfteversorgung und des überdurchschnittlichen Pflegebedarfs. Hier bedürfe es einer zupackenden Strukturpolitik, zumal das Leistungspotenzial der Zivilgesellschaft auch eher nachlasse.
Steffen Maretzke / Jana Hoymann / Claus Schlömer,
Raumordnungsprognose 2040, Hg.: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Bonn 2021, 24 Seiten
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