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Unser Alltag steht unter erheblichem Veränderungsdruck und wir wissen, dass es kein Zurück in Vor-Coronazeiten geben wird. Welche Auswirkungen hat das auf unser Arbeitsleben, die Beschäftigten und ihre gesundheitliche Versorgung? Welchen Einfluss hat die Digitalisierung, wie verändert sie die Arbeitswelt in dieser Zeit? Diese Fragestellungen greift der BKK-Gesundheitsreport 2021 auf. Unter dem Titel „Krise – Wandel – Aufbruch“ befasst sich die Untersuchung schwerpunktmäßig mit den Konsequenzen der Pandemie für die Arbeitswelt.
Der umfangreiche Report listet Routinedaten aus dem Kassenbetrieb mit rund neun Millionen BKK-Versicherten auf, präsentiert Kennzahlen zu Arbeitsunfähigkeit, ambulanter und stationärer Versorgung sowie zu Arzneimittelverordnungen im Zusammenhang mit der COVID-19-Erkankung. Zusätzliche Umfrageergebnisse von 3.000 BKK-Mitgliedern thematisieren kurz- und langfristige Folgen der Pandemie für Gesundheit und Arbeit; Beiträge von Gastautoren aus Wissenschaft, Politik und Praxis liefern vertiefende Analysen. Die folgenden Ausführungen resümieren einige zentrale Erkenntnisse aus dem knapp 500-seitigen Werk.
Nicht überraschend, aber vom BKK-Report präzise belegt: Die Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialwesen, vor allem das Kranken- und Altenpflegepersonal, liegen bei der Arbeitsunfähigkeit (AU) im ersten Corona-Jahr 2020 unter allen Berufsgruppen an der Spitze. Es folgen Mitarbeiter*innen im Bereich Erziehung und Soziales, hier vor allem in Kindergarten und Kita. In Alten- und Pflegeheimen lag die Zahl der AU-Fälle pro 1.000 Beschäftigte bei 14, im Gesundheitssektor betrug sie 13,2 und im sozialen Bereich 11,6 Prozent. Der Durchschnittswert lag bei 7,7 Covid-Krankschreibungen pro 1.000 Beschäftigte. Die Studie fordert für diese Berufsgruppen erhöhte präventive Anstrengungen, „die einen größtmöglichen Schutz bei gleichzeitig minimalen Einschränkungen der Lebensqualität bzw. Arbeitsfähigkeit beinhalten.“ Grundsätzlich sei eine Verbesserung der Rahmenbedingungen angezeigt, z.B. bei personeller Ausstattung und Bezahlung vor allem in der Kranken- und Altenpflege.
Die repräsentative Mitgliederumfrage fördert erhebliche Auswirkungen der Pandemie auf die Arbeitssituation aller Beschäftigten hervor, nicht nur in der Gesundheits- und Erziehungsbranche. Rund ein Viertel der Befragten (24,8 %) berichtet von nachlassendem Zusammenhalt in der Belegschaft, 26 Prozent von geringerer Arbeitsmotivation, 17,4 Prozent von mehr Konflikten im Unternehmen. Alarmierend ist auch die Eigenwahrnehmung der körperlichen und psychischen Gesundheit. Fühlten die Mitarbeitenden 2020 hierbei noch kaum Veränderungen im Vergleich zur vorpandemischen Zeit, so war 2021 der Anteil derjenigen, die ihre Gesundheit eher negativ einschätzten, „substanziell angestiegen“: bei der körperlichen Gesundheit um 7,9 Prozentpunkte, bei der psychischen Gesundheit um 9,1 Prozentpunkte. Der Grund liegt laut BKK in der langen Fortdauer der Pandemie und den einschränkenden Maßnahmen.
Eine der gravierendsten Veränderungen des Arbeitslebens in der Pandemie betrifft die abrupte Zunahme des Homeoffice bzw. mobilen Arbeitens. 2021 arbeitete jeder fünfte Beschäftigte (22,7 %) mobil bzw. im Homeoffice – eine deutliche Steigerung im Vergleich zum Vorjahr (+ 14,3 %). Dieser durch Lockdowns und Schutzregeln ausgelöste Schub ins Homeoffice hat den Beschäftigten Lust auf mehr gemacht: Knapp ein Drittel (28,9 %) wünscht sich seither flexible Arbeitszeiten. Allerdings nannte rund ein Drittel der Beschäftigten einen immer noch merklichen Vorbehalt bei Führungskräften und Arbeitgebern – mit abnehmender Tendenz (2020: 35,2 %; 2021: 31,1 %).
Corona drückt der Arbeitswelt einen nachdrücklichen Stempel auf. Der Trend zu mobilem und ortsunabhängigem Arbeiten dürfte sich bei einer Normalisierung des pandemischen Geschehens abschwächen, ist aber grundsätzlich nicht mehr aufzuhalten. Hinzu kommen die Kontaktbeschränkungen, die das soziale Gefüge der Belegschaften getroffen haben. Alle Seiten im Unternehmen müssen sich auf neue Formen der Organisation, der Zusammenarbeit und des Führens verständigen. „Hier sind vor allem die Führungskräfte gefordert, die Motivation und den Zusammenhalt der Mitarbeiter aufrechtzuerhalten und hierfür auch unter den aktuellen Bedingungen (neue) Mittel und Wege zu finden“, fordern die Studienautoren. In den Fokus ihrer Betrachtungen stellen sie die Resilienz.
Dabei geht es um die Stärkung der Anpassungsfähigkeit der Belegschaft an widrige Umstände – Belastungen, Krisen, Schocks. Die Gesamtresilienz einer Organisation konstituiert sich auf drei miteinander verbundenen Ebenen: der Resilienz des einzelnen Mitarbeitenden, des Teams sowie der Organisationsstrukturen und -prozesse.
Eine große Rolle kommt dabei dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) zu. Gesundheitsförderung im Sinne von Verhaltensprävention zielt auf gesunde Ernährung, Bewegung sowie Achtsamkeits- und Antistresstraining. Eine Beratungshotline und Mitarbeiterbefragungen können bei diesen Aspekten unterstützend wirken. Im Falle einer Krisenintervention sollten besonders betroffene Beschäftigte begleitet werden. „Mitarbeitende sollten das Gefühl haben, dass sich die eigene Organisation um sie kümmert und ihre Bedürfnisse und ihre Gesundheit wertgeschätzt wird.“
Hinzu kommt eine Team- und Organisationsentwicklung, die persönliche Entfaltung, Kooperation und möglichst reibungslose Prozessabläufe fördern. Das alles ist wichtige Aufgabe der Führungskräfte innerhalb des Kompetenzbereichs „gesundes Führen“, merken die Autoren an. „Resiliente Führungskräfte, Mitarbeitende und Organisationen ermöglichen es, dass Krisen nicht nur als Bedrohung betrachtet, sondern auch als Entwicklungschancen genutzt werden können.“ Eine hohe organisationale Resilienz wirke sich somit auch als kompetitiver Wettbewerbsvorteil aus.
Franz Knieps / Holger Pfaff (Hg.), Krise – Wandel – Aufbruch.
Zahlen, Daten, Fakten – mit Gastbeiträgen aus Wissenschaft, Politik und Praxis. BKK Gesundheitsreport 2021, Berlin 2021, 497 Seiten
www.bkk-dachverband.de/publikationen/bkk-gesundheitsreport/bkk-gesundheitsreport-2021
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