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Können „soziale Roboter“ dazu beitragen, das menschliche Bedürfnis nach Gemeinschaft und Lebensqualität zu erfüllen? Im Prinzip ja, sagen Forscher*innen der Universität Hohenheim in Stuttgart. „Diese Robotertypen könnten gerade während der Corona-Krise für psychisch anfällige Menschen eine wichtige Stütze sein und gegen soziale Isolation helfen“, sind sie optimistisch. Noch aber gilt der Konjunktiv: Zwar arbeiten weltweit Heerscharen von Experten daran, Roboter mit Gefühlen auszustatten. Doch die Erforschung und Entwicklung steckt noch in den Kinderschuhen.
Die Zahl der Personen, die seelisch unter der Krise und der damit verbundenen Isolation leiden, ist groß; insbesondere ältere Erwachsene über 65 Jahren und Kinder unter 16 leiden darunter, erläutern die Forscher*innen. In ihrer Typologie unterscheiden sie nach Einsatzbereich und technischer Komplexität der sozialen Roboter:
Während die beiden Typen „Unterhalter“ und „sozialer Wegbereiter“ im Prinzip schon marktfähig sind und von Unternehmen angeboten werden, muss der Mensch noch auf den „Mentor“ und „Freund“ warten, heißt es. Letztere beide Typen müssten über eine starke psychische Intelligenz verfügen, die sich noch nicht problemlos in die Praxis umsetzen lasse. „Langfristig gesehen wird es aber auch diese Typen geben“, erläutert Marah Blaurock, Doktorandin am Institut für Marketing an der Universität Hohenheim.
Roboter mit sozialer Kompetenz werden künftig auch in der Arbeitswelt an Bedeutung gewinnen, sagt die Forschung voraus. Denn fehlende Kontakte bei weitgehender Homeoffice-Tätigkeit können ebenfalls zu psychischen Beeinträchtigungen führen. Vor allem die zwei Robotertypen „sozialer Wegbereiter“ und „Mentor“ bieten erhebliche, noch nicht ausgeschöpfte Potenziale für den betrieblichen Einsatz.
Die professionelle Pflege erprobt schon seit Längerem den Einsatz sozialer Roboter.* Vorreiter ist das Modell Paro, an dem seit Beginn der 1990er Jahre geforscht wird. Paro ist mit Sensoren und künstlicher Intelligenz ausgestattet und simuliert ein kuscheliges Robbenbaby – der Einsatzbereich ähnelt der Tiertherapie. Hierzulande nutzen den Roboter mehr als 40 Pflegeheime vor allem bei demenzkranken Senioren, außerdem wird er in der Palliativbetreuung von Krebspatienten und bei Kindern mit Autismus eingesetzt.
Seit einigen Jahren sorgt auch der humanoide Pflegeroboter Pepper des japanischen Softbank-Konzerns für Aufmerksamkeit. Er dient der therapeutischen Unterstützung des Pflegepersonals, hat Bewegungsübungen im Programm, erinnert an die Medikamenteneinnahme und fungiert als unterhaltsamer Partner bei Gesellschaftsspielen. Anders als bei Paro kann die Software dieses Roboters an ihren individuellen Verwendungszweck angepasst werden. Das Ergebnis: Wo sie aktiv werden, sorgen Paro und Pepper für Achtungserfolge, doch der große Durchbruch blieb bisher aus. Soziale Roboter können menschliche Aufgaben wahrnehmen, Personal sparen sie jedoch nicht ein. Als Alternative zu menschlicher Zuwendung in der Pflege und zur Kompetenz von Fachkräften überzeugen sie nicht, hinzu kommen ungeklärte Fragen bei Kosten, Datenschutz und Haftung. Doch das Potenzial ist gewaltig, in näherer Zukunft, so schätzen Experten, werden soziale Roboter im Pflegealltag eine wachsende Rolle spielen.
Schöne neue Welt der Allroundbetreuung durch Roboter? Diese Befürchtung schwingt beim Thema immer mit. Die Verheißung größeren Wohlbefindens würde dann dem Alptraum technisch verbrämter Einsamkeit weichen. Hinzu kommt die Sorge um den Abbau von Arbeitsplätzen, etwa in der Pflege. Diese Gefahren stellen die Autor*innen nicht gänzlich in Abrede. Bisher seien technischer Entwicklungsstand und Verbreitung sozialer Roboter aber von dieser Dystopie weit entfernt.
* siehe Trendinfo 9/2017: „Reha-Roboter hilft heilen: Zora rockt die Kinderklinik“
Alexander P. Henkel / Martina Čaić / Marah Blaurock / Mehmet Okan, Robotic transformative service research: deploying social robots for consumer well-being during COVID-19 and beyond, Journal of Service Management, 31-6/2020, Seiten 1131-1148, Download
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