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Mit dem Alter, dem eigenen und dem anderer Generationen, haben wir oft Probleme, wusste schon Kurt Tucholsky: „Alte haben gewöhnlich vergessen, dass sie jung gewesen sind, oder sie vergessen, dass sie alt sind, und Junge begreifen nie, dass sie alt werden können.“ Zumindest für die Generation der unter 40-Jährigen stimmt das so nicht, belegt eine Umfrage des wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Die Studie lenkt den Blick auf einen bislang unerforschten Aspekt des subjektiven Alternserlebens: Was jüngere Erwachsene über alte Menschen und das eigene Älterwerden denken, beeinflusst ihre eigene Gesundheit.
Können ältere Kollegen mit jüngeren mithalten, sind Ältere körperlich eingeschränkt und einsam? Oder leben sie fit, sozial eingebunden und finanziell sorglos? Das Alters- und Selbstbild jedes Einzelnen besteht aus gesellschaftlichen Stereotypen vom Altern und Altsein, aus zugeschriebenen Eigenschaften und eigenen Erfahrungen. Und das hat Folgen für Gesundheit und Langlebigkeit. Längsschnittstudien belegen, dass Menschen mit negativem Altersbild mit höherer Wahrscheinlichkeit einen Herzinfarkt bekommen, unter Depressionen leiden und sich nach einer Krankheit schlechter erholen als Menschen mit einer positiven Sicht. Letztere hingegen leben durchschnittlich siebeneinhalb Jahre länger. Nur wie genau beeinflussen Altersbilder die persönliche Gesundheit und Langlebigkeit?
Die eine, alles erklärende Antwort gibt es nicht. Doch drei Wirkweisen stehen laut AOK-Report im Fokus wissenschaftlicher Begründungen:
Die Menschen haben bereits ab 18 Jahren klare Vorstellungen vom Alter generell, stellt die Studie fest. Fast drei Viertel (74,3 %) der befragten 18- bis 39-Jährigen betrachtet alte Menschen als gesundheitlich eher eingeschränkt. Zwei Drittel (68 %) meinen, dass sie nur über wenig Geld verfügen, mehr als die Hälfte (56,1 %) glaubt, dass alte Menschen sich eher nicht mehr auf Veränderungen einstellen können und einsam sind (54,8 %). „Insgesamt lässt sich festhalten, dass junge Menschen ein eher negatives Bild von Älteren haben“, fassen die Autor*innen zusammen. Das gelte vor allem dann, wenn sie mit dem eigenen Leben oder ihrer Gesundheit wenig zufrieden seien.
Auffallenderweise verbinden Menschen mit häufigem Kontakt zu Älteren das eigene Älterwerden weniger mit körperlichen Einschränkungen (61,8 %) als Menschen ohne oder mit nur seltenem Kontakt – das persönliche Erleben bewahrt also vor allgemein negativen Altersstereotypen. Wichtige Voraussetzungen für eine positive Sicht auf das eigene Älterwerden sind auch Bildung und gute Gesundheit.
Insgesamt nehmen junge Erwachsene ihr eigenes Älterwerden differenziert wahr, d. h. insgesamt weniger negativ, führt die Studie aus. Demnach verbinden nahezu alle Befragten ihr künftiges Alter mit persönlicher Weiterentwicklung, zwei Drittel aber auch mit körperlichen Einschränkungen und ein Viertel mit sozialen Verlusten.
Ein erheblicher Anteil von Menschen in der ersten Lebenshälfte sorgt fürs Alter vor, nicht nur finanziell. Familie (59,3 %) und Fitness (58 %) genießen in puncto Vorsorge einen höheren Stellenwert als Finanzen (40,5 %) und Pflegebedürftigkeit im Alter (29,5 %). Dass ein negatives Altersbild den Vorsorgegedanken prägt, ist anzunehmen, wird aber nicht erforscht.
So bleibt auch offen, inwieweit das Bewusstsein für gesundheitliche Prävention, Bildung und finanzielle Vorsorge bei der jüngeren Generation insgesamt zunimmt. „Dies wäre zu wünschen, da die Grundlagen für gesundes Älterwerden bereits früh im Lebenslauf gelegt werden – sei es durch vorsorgendes Verhalten, einen gesunden Lebensstil oder durch Pflege der Sozialkontakte“, äußern die Autor*innen. Um die Situation jüngerer Erwachsener im späteren Rentenalter positiv zu gestalten, sollten bereits heute entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen werden. „Vorsorge für das eigene Alter und eine realistische, vielfältige und positive Sicht aufs Älterwerden zu unterstützen, kann hier eine wichtige Stellschraube sein, um positives Älterwerden für die heute jüngere Generation zu ermöglichen.“
Anne Blawert / Anna Kornadt / Helmut Schröder / Susanne Wurm / Klaus Zok, Gesund altern. Ergebnisse einer Repräsentativumfrage zu Altersbildern junger Erwachsener, WIdO-Monitor, Hg.: Wissenschaftliches Institut der AOK, 1/2020, 20 Seiten, Download
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