Aktion Mensch

Als größte private Förderorganisation für soziale Projekte in Deutschland setzt sich die Aktion Mensch für ein selbstverständliches Miteinander in der Gesellschaft ein.

SozialBank
Kurz und komplett
Über die Organisation

Die Aktion Mensch ist die größte private Förderorganisation im sozialen Bereich in Deutschland. Seit ihrer Gründung im Jahr 1964 hat sie mehr als fünf Milliarden Euro an soziale Projekte weitergegeben. Ziel der Aktion Mensch ist, die Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderung, Kindern und Jugendlichen zu verbessern und das selbstverständliche Miteinander in der Gesellschaft zu fördern.

Zweck und Mitglieder

Mit den Einnahmen aus ihrer Lotterie unterstützt die Aktion Mensch jeden Monat bis zu 1.000 Projekte. Möglich machen dies rund vier Millionen Lotterieteilnehmer*innen. Zu den Mitgliedern gehören: ZDF, Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie, Paritätischer Gesamtverband und die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland.

Gründungsjahr

1964

Zahl der Mitarbeitenden

280 (Stand April 2024)

Zahl der Lotterieteilnehmer*innen

4 Millionen

Kunde der SozialBank seit

1966

Herr v. Buttlar, seit ihrer Gründung vor 60 Jahren hat die Aktion Mensch schon über 5 Milliarden Euro für Projekte für Menschen mit Behinderungen ausgegeben. Wie kam es dazu?

Die Aktion Mensch ist 1964 vom ZDF und den Wohlfahrtsverbänden gegründet worden. Sie hatten damals die sehr gute Idee, eine Soziallotterie zu entwickeln, die über das ZDF im Wesentlichen mit Wim Thoelke und der Sendung „Der Große Preis“ zu einer unfassbaren Bekanntheit gelangt ist. Das war die Chance, sehr schnell sehr große Summen zu akquirieren und für soziale Projekte bereitzustellen. Der Schwerpunkt der Aktion Mensch war von Anfang an das Thema Behinderung. Heute ist es erweitert um das Thema Inklusion: Wie können wir es schaffen, dass Menschen mit Behinderung selbstbestimmt und gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilhaben können? Um hier etwas zu bewegen, haben wir von Anfang an den größten Teil der Gelder für Projekte bereitgestellt, die die Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderung sowie von Kindern und Jugendlichen verbessern. Das ist unsere Heimat oder das, wo die „Aktion Sorgenkind“, wie sie früher hieß, die heutige „Aktion Mensch“ herkommt.

Wie werden die Projekte ausgewählt? Wer entscheidet, welche Projekte Geld für ihr Vorhaben bekommen?

In unserer Organisationsstruktur sorgt der Vorstand der Aktion Mensch für die laufenden Geschäfte und ein Kuratorium entscheidet über die Vergabe der Fördermittel. Jeder gemeinnützige Verein, der im Rahmen unserer Förderrichtlinien tätig werden will, stellt bei uns einen Antrag und das Kuratorium mit dem traditionellen Vorsitz durch einen Mitarbeiter des ZDF entscheidet anhand dieser Kriterien über die Mittelvergabe. In diesem Kuratorium sitzen unterschiedliche Persönlichkeiten aus der sozialen Landschaft. Fachleute, die großes Wissen mitbringen, was im Themenfeld „Inklusion“ und im Themenfeld „Kinder und Jugendliche“ – ein Förderschwerpunkt seit Beginn der 2000er Jahre – wichtig ist.

Wie werden die Förderschwerpunkte entwickelt? Welche Förderschwerpunkte planen Sie in Zukunft?

Wir haben satzungsgemäß einen bestimmten Rahmen. Das ist einmal die Förderung der Inklusion. Der zweite Schwerpunktbereich ist das Thema „Kinder und Jugendliche“ und der dritte Förderbereich sind Menschen in sozialen Schwierigkeiten. Unsere Förderstrategie wird zwischen dem Kuratorium und dem Vorstand der Aktion Mensch erarbeitet und über unsere Mitgliederversammlung verabschiedet. Wir arbeiten sehr eng mit den Zielgruppen und Experten zusammen, um zu entscheiden, wo und wie wir wirksam fördern können. Welche Themen wollen wir unterstützen, damit Teilhabe möglich wird? Unsere Förderstrategie wird kontinuierlich weiterentwickelt und überprüft, ob das, was wir fördern, die gewünschten Ergebnisse erzeugt, oder wir neue Themen aufgreifen müssen. Das ist ein laufender Weiterentwicklungsprozess.

Neben der Projektförderung setzt sich die Aktion Mensch auch für eine Bewusstseinsänderung in der Gesellschaft ein. Mit Inklusionskampagnen wie „#OrteFürAlle“ hat sie die Wahrnehmung von Menschen mit Behinderung nachhaltig positiv verändert. Wie sieht Ihre Vision einer inklusiven Gesellschaft aus?

Unsere Vision ist eine barrierefreie Gesellschaft, in der Vielfalt selbstverständlich ist. Wir möchten, dass alle Menschen gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Das gilt für Menschen mit Behinderung genauso wie für Kinder und Jugendliche. Davon sind wir leider an vielen Stellen noch weit entfernt. Wenn Sie zum Beispiel als Mensch mit einer körperlichen Behinderung versuchen, von A nach B zu kommen, dann sind Sie vielen Schwierigkeiten ausgesetzt. Der Bus ist häufig nicht barrierefrei, der Weg zum Bahnhof ist beispielsweise wegen fehlender Aufzüge nicht zu überwinden und so weiter. Es gibt noch sehr viel zu tun, um eine gleichberechtigte Teilhabe Realität werden zu lassen.

Was kann man als einzelner Mensch oder als Organisation tun, damit diese Vision Wirklichkeit wird?

Das eine ist die Bewusstseinsänderung: Vorbehalte abbauen, anerkennen, dass Menschen mit Behinderung genauso gleichberechtigt und selbstbestimmt leben können wie alle Menschen. Das geschieht, wenn wir Begegnungen schaffen und Vorbehalte abbauen. Das zweite große Thema ist die vielerorts fehlende Barrierefreiheit: Es muss sichergestellt sein, dass jeder Mensch überall hinkommen und überall teilnehmen kann.

Ein einfaches Beispiel: Wenn jemand fernsehen will und als gehörloser Mensch den Ton nicht hören kann, dann wird eine Übersetzung in Gebärdensprache benötigt. Ohne Übersetzung kann die Person den Film nicht verstehen und nicht teilhaben. Ein weiteres Beispiel ist das Wohnen. Wenn wir in der Kommune, dort wo, das normale Leben stattfindet, wohnen möchten, brauchen wir barrierefreien Wohnraum und die Möglichkeit, mobil zu sein, sich aus der Wohnung heraus weiter bewegen zu können – also ganz normale Dinge des alltäglichen Lebens.

Da haben wir noch viel zu tun. Jede einzelne Person kann dazu beitragen, indem sie oder er ein Augenmerk darauf hat, dass diese Dinge stattfinden. Die Bushaltestelle zum Beispiel: Ist sie barrierefrei, ja oder nein? Darüber kann man auch mit dem Landtagsabgeordneten oder dem Bürgermeister sprechen oder versuchen, darauf einzuwirken. Sind in der Schule und im Kindergarten Kinder mit und ohne Behinderung zusammen, findet das alltägliche Leben gemeinsam statt? Hier kann jede und jeder viel beitragen durch aufmerksam machen, sich öffnen, Begegnung schaffen.

Wenn wir jetzt einmal 10 Jahre in die Zukunft schauen, wie wird sich unsere Gesellschaften hoffentlich dann verändert haben, wenn all das, was jetzt angestoßen wird, auch umgesetzt wird und in die richtigen Bahnen führt?

Ich hoffe, dass die Parallelwelten und Sonderregelungen, die wir immer noch an vielen Stellen haben, bis dahin abgebaut wurden. Dass Barrierefreiheit überall und von Anfang an mitgedacht wird, dass wir auch in dem normalen Mietshaus immer genügend barrierefreien Wohnraum haben. Dass in der Schule Kinder mit und ohne Behinderungen zusammen aufwachsen und zusammen lernen – denn wir sagen, Inklusion von Anfang an bedeutet, dass keine Berührungsängste mehr entstehen können. Dass die Teilhabe zur Normalität geworden ist, weil es selbstverständlich geworden ist, dass Menschen mit Behinderung in allen Bereichen des Lebens von Anfang an dabei sind.

Und ganz konkret: Wie unterstützt die Aktion Mensch den Wandel?

Wir sensibilisieren in der Öffentlichkeit durch große Kampagnen. Indem wir auf Missstände aufmerksam machen, schaffen wir Bewusstsein in der Bevölkerung für das Thema Inklusion.

An vielen Stellen in Deutschland fördern wir jedes Jahr Tausende Projekte, die darauf einzahlen, dass die Normalität des gemeinsamen Lebens möglich wird. Im Jahr 2023 waren das rund 8.500 Projekte für Inklusion. Um vor Ort ein inklusives Miteinander zu ermöglichen, kooperieren wir auch mit großen Unternehmen. Ein schönes Beispiel ist das Projekt „Stück zum Glück“, bei dem wir mit Rewe und Procter & Gamble deutschlandweit barrierefreie Spielplätze bauen. Wir machen viel für Kinder und Jugendliche, um frühzeitig Bewusstsein zu schaffen und Kinder dafür zu sensibilisieren, dass Unterschiede normal sind. Kinder nehmen diese häufig ohnehin nicht so wahr und sind von Anfang an viel offener als Erwachsene. Wir sensibilisieren möglichst früh, damit in 10 Jahren die Barrieren, die heute noch in den Köpfen oder auch real bestehen, hoffentlich weitestgehend abgebaut sind. Ich bin da noch ein bisschen skeptisch, ob das gelingt, weil die Politik da nicht immer mitzieht, aber das ist natürlich unsere Hoffnung.

Seit ihrer Gründung wickelt die SozialBank die Zahlungen der Aktion Mensch ab. Wie erleben Sie die Zusammenarbeit?

Die SozialBank wie auch die Aktion Mensch stammen aus dem gleichen Haus, wir gehören im weitesten Sinne zu den Wohlfahrtsorganisationen in Deutschland und sind von daher beide der Gemeinnützigkeit verpflichtet. Die Zusammenarbeit ist seit Anfang an durch Vertrauen und Professionalität geprägt. Wir haben seit Anbeginn unseren gesamten Zahlungsverkehr über die SozialBank abgewickelt. Das hat bisher immer reibungslos funktioniert, und ich glaube, wir sind da schon ein relativ großer Player über unsere Soziallotterie. Von daher ist die Zusammenarbeit sehr vertrauensvoll, sehr eng, für beide Seiten, glaube ich, auch sinnstiftend und macht viel Spaß. Von daher kann ich nur Positives berichten.

Wir sind in vielen Gremien miteinander verbunden und Ihre Mitglieder – außer dem ZDF, die sechs Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege – sind ja auch unsere Hauptanteilseigner. Wie erleben Sie die langjährige Partnerschaft in diesem Kreis?

Die Zusammenarbeit mit den großen Wohlfahrtsorganisationen und auch mit dem ZDF ist ähnlich wie die Zusammenarbeit mit der SozialBank sehr auf Vertrauen basierend. Wir haben ein äußerst konstruktives Zusammenwirken, wo wir auch an vielen Stellen sehr fachlich miteinander arbeiten, insbesondere in der Frage, wo wollen wir fördern? Als Aktion Mensch arbeiten wir eng mit den Wohlfahrtsverbänden zusammen, weil dort sehr viel Wissen über die Notwendigkeiten im Land besteht und weil sie nahezu überall im Land praktisch tätig sind. Die Wohlfahrtsverbände haben die Aktion Mensch von Anfang an intensiv und professionell bei der Verfolgung ihrer Strategie unterstützt und uns gleichzeitig große unternehmerische Freiheit gelassen. Für beide Seiten ist es eine Win-Win-Situation, die seit 60 Jahren Bestand hat.

Herr v. Buttlar, vielen Dank für das Gespräch!

© Aktion Mensch e.V.

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