Studentendorf Schlachtensee

Die Studentendorf Schlachtensee eG entwickelt und betreibt akademische Wohnanlagen unterschiedlicher Größe und arbeitet gemeinsam mit Partnergenossenschaften aus dem Bündnis der Jungen Berliner Genossenschaften an der Entwicklung genossenschaftlicher Siedlungsprojekte.

SozialBank
Kurz und komplett
Über die Organisation

Die Studentendorf Schlachtensee eG entwickelt und betreibt akademische Wohnanlagen unterschiedlicher Größe. Gemeinsam mit Partnergenossenschaften aus dem Bündnis der Jungen Berliner Genossenschaften arbeiten wir an der Entwicklung genossenschaftlicher Siedlungsprojekte. Ein genossenschaftlicher Wohncampus wäre eine große Gemeinschaftsaufgabe, die wir uns für die kommenden Jahre vorgenommen haben. Auch die Förderung des genossenschaftlichen Wohnungsbaus und die Beibehaltung einer genossenschaftlichen Versorgungsquote von 10 Prozent in Berlin ist eine wichtige Aufgabe, für die wir kämpfen.

Gründungsjahr

2002

Mitarbeitende

ca. 50

Genossenschaftsmitglieder

über 100

Plätze / Apartments

rund 1.300 Wohnplätze und 78 Wohnungen

Kunde der SozialBank seit

2002

Das Studentendorf Schlachtensee entstand ab 1957 und genießt seit 2006 den Rang eines Nationalen Kulturdenkmals. Was ist das Besondere, ja vielleicht sogar das Einzigartige am Studentendorf Schlachtensee?

Das Studentendorf Schlachtensee ist eine Wohnsiedlung von europäischem Rang. Als Experimentalbau für die Bauaufgabe „Studentendorf“ findet es seit seiner Planung, Mitte der 1950er Jahre weltweit Beachtung und gehört zu den herausgehobenen Bauten im Oeuvre der Architekten Fehling, Gogel, Pfankuch, die ihrerseits nicht nur herausragende Vertreter des Organischen Bauens und des Brutalismus waren, sondern auch auf das Moment der Begegnung und auf das Prinzip der Kommunikation sehr großen Wert in ihren Entwürfen gelegt haben.

Das Studentendorf Schlachtensee ist aber nicht nur architektonisch etwas ganz Besonderes: Es ist ein gebautes Demokratieversprechen, das bis heute hält. 60 Jahre leben im Dorf Menschen aus aller Herren und Damen Länder und das in friedlicher und respektvoller Koexistenz. Freundschaften, Familien, Kinder und Partnerschaften fürs Leben sind hier entstanden und führen die Menschen immer wieder an diesen Ort zurück. Ein Ort also, der in Europa und weltweit Schule machen kann.

In Zeiten des Klimawandels steht das Studentendorf heute für ökologisches Bauen und Sanieren in der Stadt, für einen effizienten Umgang mit wertvollen Energieressourcen und für natürliche Baumaterialien. Welche Visionen haben Sie als Stadtplaner für die Zukunft des Städtebaus?

Wir müssen die dringenden Fragen in der zukünftigen Entwicklung unserer Städte klären: Wie viel Wohnraum kann künftig den 10 Milliarden Menschen auf der Welt zur Verfügung stehen? Wie können die Wanderungsbewegungen in die Städte weltweit sozial und klimaverträglich bewältigt werden? Wo werden Menschen hinziehen können, wenn die Lebensbedingungen in ihren Heimatregionen aufgrund der Erderwärmung kein Überleben mehr sicherstellen? Wie kann Gerechtigkeit für alle Menschen und Zugang zu Obdach, Wasser und Beteiligung geschaffen werden? Das Studentendorf ist eine Antwort für eine bestimmte Gruppe, die in der Rückschau auf 60 Jahre ein Erfolg war. Eine cité universitairenach Pariser Vorbild wäre ein großer Traum, den ich gerne mit vielen anderen noch umsetzen möchte.

Im Februar dieses Jahres war die Tiny-House-Academy im Studentendorf zu Gast und die Bewohner*innen konnten das Minihaus auf Rädern für einige Wochen zur Probe bewohnen. Ein spannendes Experiment und eine gute Erfahrung für unsere jungen Leute. Wir werten den Erfahrungsschatz jetzt aus und schauen, ob auch in Schlachtensee ein neues Wohnlandschaftshaus realisiert werden kann. In unserem neuen Studentendorf in Adlershof ist das seit 2014 ein großer Erfolg.

Vor 10 Jahren haben Sie den Betrieb des Internationalen Begegnungszentrums der Wissenschaften (IBZ) in Berlin-Wilmersdorf mit 78 Apartments übernommen. Worauf kommt es Ihnen und Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Umgang mit Studierenden und Wissenschaftlern aus aller Welt besonders an?

Das ist eigentlich ganz simpel: Die Menschen sollen sich bei uns wohlfühlen. Das umfasst die Wohnung oder das Zimmer, aber nicht ausschließlich. Sie sollen und können sich einbringen, gleichzeitig aber auch einen geschützten Raum zum Forschen und Denken erleben können. Das bedeutet viel Interaktion für alle Beteiligten und ein hohes Kommunikationsbewusstsein. All unsere Wohnanlagen sind nichts für Individualisten und Apartmentträumer. Die Architektur, aber vor allem unsere Teams, unterstützen diesen gemeinschaftlichen Ansatz. Das ist das Besondere und vielleicht auch unser Alleinstellungsmerkmal.

In Ihrem neuen Studentendorf Adlershof an der Humboldt Universität sind die Wohnhäuser als Wohnlandschaften mit Wohnhöfen geplant. Was bedeutet das konkret?

Geplant ist gut. Im September dieses Jahres sind die Wohnlandschaften fünf Jahre in Betrieb. Der erste Generationenwechsel hat bereits stattgefunden und viele Bewohner*innen waren traurig, als sie ausziehen mussten. Und das an einem Standort, den keiner außer uns am Anfang mochte. Unsere Beharrlichkeit, auf dem Campus der Humboldt-Universität einen Wohncampus bauen zu wollen, hat sich ausgezahlt – und das nicht nur für die Universität. Der Campus ist belebt, ein Wohnviertel ist inzwischen drum herum entstanden und das Quartier ist durch die Studierenden internationaler geworden. Die Studierenden engagieren sich in der Flüchtlingshilfe, in urban gardening und in der Nachhilfe. Die Studentenkneipe „haus elf“ ist ein Treffpunkt für das gesamte Quartier.

Welches sind aus Ihrer Sicht die entscheidenden Erfolgsfaktoren für eine gelingende Quartiersentwicklung?

Der Siedlungsbau der 1920er-Jahre in vielen europäischen Städten hat gezeigt, dass zu einer gut funktionierenden Siedlung mehr gehört als eine Komposition von Wohnhäusern. Die Nachbarschaften waren vor allem ausgestattet mit sozialer und kleingewerblicher Infrastruktur, die eine Versorgung mit Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern und Polikliniken, aber auch mit Läden, Bildungs- und Kultureinrichtungen und sozialen Treffpunkten sicherstellen sollten. Das funktioniert weitgehend auch hundert Jahre später immer noch. Auch die so genannte Kreuzberger Mischung, also das enge Zusammenwirken von Wohnen und Kleingewerbe ist bist heute ein Erfolgsmodell, das viele Menschen anzieht.

Man muss also nicht immer wieder neue Räder erfinden, sondern kann ruhig aus der Vielzahl der gelungenen Siedlungskonzepte aufbauen und sie fortschreiben. Die Patente sind frei und stehen allen Bauherrn und Projektentwicklern gleichermaßen zu r Verfügung.

Was ist Ihnen bei Ihrer Bank besonders wichtig?

Vertrauen, Vertrauen, Vertrauen. Das ist, mit Verlaub, mein wesentlichstes Führungs- und Gestaltungsprinzip. Alles andere, eine gute und intensive Gesprächskultur, Verlässlichkeit im gegenseitigen Umgang ergeben sich dann von selbst.

Wie würden Sie die Zusammenarbeit mit der SozialBank beschreiben?

Die SozialBank hat dem Projekt Studentendorf nicht blindlings, aber nach eingehender Befassung vertraut und nach den turbulenten Jahren des Anti-Abriss-Kampfs dem Projekt „Rettung des Studentendorfs“ durch eine Bürgschaft überhaupt erst zur Existenz verholfen. Das war ein großer Glücksmoment und betrachte ich in unserem sechzigsten Geburtstagsjahr mit großer Dankbarkeit.

 

© Studentendorf Schlachtensee eG

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