Verein zur Förderung der Waldorfpädagogik Kiel

In seinen schulischen und vorschulischen Einrichtungen möchte der Verein zur Förderung der Waldorfpädagogik Kiel Methoden & Konzepte der Waldorfpädagogik fördern.

SozialBank
Kurz und komplett
Über die Organisation

Die Waldorfpädagogik mit ihrem lebendigen Menschenbild bietet eine gute Alternative in einer Zeit, in der Bildungswege neu überdacht und gestaltet werden müssen. Vor diesem Hintergrund fördert der Verein zur Förderung der Waldorfpädagogik Kiel e.V. die Waldorfpädagogik durch schulische (Freie Waldorfschule Kiel) und vorschulische (Kindergarten in Molfsee und die Kindertagesstätte an der Waldorfschule) Einrichtungen.

Gründungsjahr

1973

Mitarbeitende

ca. 150

Plätze

950 in der Schule, 100 im Kindergarten und 20 Krippenplätze

Kunde der SozialBank seit

1972

Der Verein zur Förderung der Waldorfpädagogik wurde 1971 gegründet, die erste 1. Klasse zog drei Jahre später in eine Tischlerei ein, heute besuchen 950 Schülerinnen und Schüler die Klassen 1 bis 13 der Freien Waldorfschule Kiel, und nebenan gibt es einen Kindergarten und eine moderne Kindertagesstätte – wie bewältigt ein Verein eine solche Entwicklung?

Das Ziel unserer Pädagogik ist, junge Menschen in die Welt zu entlassen, die in möglichst vielen Lebensfeldern ein freies Urteilsvermögen entwickelt haben. Dieses Ziel von Rudolf Steiner ist zwar 100 Jahre alt, aber es inspiriert Eltern und Lehrer heute noch gleichermaßen. Nur durch deren Initiative und Engagement in unserem gemeinnützigen Verein sind diese Aufgaben zu schaffen. Die Hilfen für unsere pädagogische Arbeit finden sich in der Waldorfpädagogik selbst, die sich ausschließlich am Kindeswohl und –entwicklung orientiert, ohne flüchtige sekundäre Ziele wie bürgerliche Werte oder Nutzen für die Wirtschaft zu berücksichtigen. Nach dem Motto: „Was fruchtbar ist, allein ist wahr“ (Goethe).

Die Schule ist wiederholt vom Kultusministerium als „Zukunftsschule“ zertifiziert worden – wer garantiert diese besondere Qualität über Jahre hinweg?

Das ist das Verdienst der Kolleginnen und Kollegen selbst. Deren kreativer Einsatz wird durch die Auszeichnung gewürdigt, und sie arbeiten mit demselben Engagement weiter. Wir sind natürlich froh über das Lob und hoffen, weiter solche Anerkennung zu verdienen.

Es wird viel diskutiert über die richtige Bildung in einer sich rasant wandelnden Gesellschaft – was ist Ihre Antwort?

Respekt vor dem heranwachsenden Menschen, das ist der Schlüssel. Im Prinzip weiß jeder Pädagoge seit der Antike, dass es gilt, den Kindern mehr zu vermitteln als Schulwissen. In dieser Zeit entwickelt sich die Grundlage der Persönlichkeitsstruktur mit ihren Umgangsformen, Zielen und Werten. So betrachtet, sind die heutigen Test- und Prüfungsverfahren nicht die richtigen Methoden zur Erfolgsmessung: Kein Fragebogen kann den inneren Reifegrad eines Menschen erfassen, aber darauf kommt es ja hauptsächlich an. Dass ein Schüler am Ende weiß, wie er sein Wissen anwendet ist wichtiger, als die Anhäufung quantitativer Mengen an Wissen, die in unserer Zeit ja einfach schnell und überall abrufbar sind.

Der Förderverein investiert unter anderem in die Infrastruktur der Einrichtung. Dazu benötigen Sie auch einen Partner für Finanzierungsfragen. Worauf legen Sie da Wert?

Für den Finanzsektor scheinen wir auf den ersten Blick schon ein bisschen weltfremd. Deshalb legen wir Wert auf einen Partner, der uns kennt und über die üblichen, vertraglich verwertbaren Sicherheiten wie Grund- und Immobilienbesitz hinaus schaut: Was uns eigentlich kreditwürdig macht, ist die breite gesellschaftliche Akzeptanz der Waldorfpädagogik mit über tausend Schulen und zweitausend Kindergärten weltweit. Die Bank an unserer Seite sollte das soziale Umfeld kennen, aus dem heraus wir Werte schaffen. Es gibt nicht viele Geldinstitute, die soziale Unternehmen verstehen und bewerten können.

Sie haben sich für die SozialBank entschieden; was zeichnet diese Bank Ihrer Meinung nach aus?

Diese Frage hat zwei Aspekte: Zum einen müssen die Grundsätze und die Orientierung der Bank zu uns passen. Zum anderen muss sie auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben, die diese Leitlinien nicht nur umsetzen können; auch die Chemie zwischen dem Berater und dem Kunden muss stimmen. In unserem Fall stimmt das Menschliche wie das Professionelle in der Zusammenarbeit.

Welche besonderen Herausforderungen müssen Schulen in den nächsten Jahren meistern?

In sehr vielen Fällen sind wir als Schule heute angehalten, gut zu machen, was außerhalb der Schule schiefläuft. Ich sehe eine große Gefahr in den digitalen Medien. Die Menschen entfernen sich von der Realität in die sogenannte Virtualität – ob Mütter jemals ihre Kinder von Robotern betreuen lassen? Wir brauchen in der Zukunft viele Momos, die sich von der Zeitsparkasse nicht vereinnahmen lassen und ihre Zeit in der echten Welt verbringen, mit echten Menschen. Sonst werden elementare menschliche Fähigkeiten, die der Mensch zum Überleben braucht, nach und nach schwer geschädigt.

Welche politischen Rahmenbedingungen wünschen Sie sich dafür?

Die Politik ist heute zu sehr vom Wirtschaftsleben beeinflusst. Ich kann das Wort „Gegenfinanzierung“ nicht mehr hören, das Wort sollte durch „Für-Finanzierung“ ersetzt werden.  Wörter sind Ausdruck der Haltung. Das Geld ist dafür da, durch Kultur und Geist gebraucht zu werden. Wenn wir das zu wenig zulassen, wird es durch Drogen und Waffen verbrannt. Immense Geldmengen zirkulieren um den Globus, ohne den Menschen einen Nutzen zu bringen. In unserer bisherigen Geschichte wurden die Vermögen leider durch Kriege vernichtet. Vielleicht können wir ja in Zukunft stattdessen Kultur im weitesten Sinne finanzieren.

Was treibt Sie persönlich im Alltag an? Welches ist Ihr Leitmotiv?

In aller Bescheidenheit habe ich das Gefühl, etwas Nützliches in der Welt zu tun.

Was erwarten Sie von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Bildungseinrichtungen?

Allen, die in Bildungseinrichtungen arbeiten, empfehle ich: Zu versuchen, Vorbild und ehrlich zu sein.

Welches Urteil über die Freie Waldorfschule Kiel hören Sie am liebsten?

Ich lese gerne die Jahrbücher der Schüler, die nach dem Abitur gnadenlos auf ihre Schulzeit zurückblicken. Wenn da so etwas steht wie: „Etwas mehr Organisation täte der Schule gut, ansonsten war es nicht so schlimm, wie befürchtet“, wird mir innerlich warm und ich weiß, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

 

© Verein zur Förderung der Waldorfpädagogik Kiel e.V.

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