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Homeoffice und Homeschooling, Zoom-Konferenz und Corona-App – die Pandemie habe Deutschland einen kräftigen digitalen Schub versetzt, so die gängige Lesart. „Plötzlich schafft Deutschland, was bisher unmöglich schien“, kommentiert „Die Welt“, für das Fraunhofer-Institut IAO ist die Pandemie ein „Digitalisierungsbooster“. Zu Euphorie indes besteht kein Anlass: Zwei Jahre nach Krisenbeginn haben Schulen, Wirtschaft und Verwaltung immer noch großen Nachholbedarf. Um die digitale Kompetenz der Bevölkerung steht es ebenfalls nicht zum Besten, analysiert eine kürzlich erschienene Studie der Bertelsmann-Stiftung: In diesem Bereich gab es nur minimalen Zuwachs, die digitale Spaltung der Gesellschaft nahm zu. Doch wer näher hinschaut, nimmt auch einen Lichtblick wahr.
Hat die Pandemie eine Veränderung der digitalen Fertigkeiten angestoßen, sind die Kenntnisse über Smartphone, Tablet & Co. größer, der Umgang sicherer geworden, sind die Nutzer*innen besser informiert? An diesen Fähigkeiten entscheidet sich die Teilhabe der Bürger*innen am gesellschaftlichen Leben als „digitaler Souverän“, argumentiert die Studie. Der Untersuchung liegt eine vergleichende Befragung von 1.000 repräsentativ ausgewählten Bürger*innen im April 2021 mit entsprechenden Daten von 2019 zugrunde. Einzelne Trends:
Insgesamt bekennt sich die Studie zu einem „gemischten Bild“ in puncto digitaler Kompetenzentwicklung: „Zwar ist die Nutzung des Internets für viele in der Bevölkerung und auch unter den Befragten wichtiger geworden, der Ausbau der eigenen Kenntnisse hält mit dieser Entwicklung allerdings nicht Schritt.“ Angesichts des pandemiebedingten Strukturwandels aller Arbeits- und Lebensbereiche führe folglich an der konsequenten Qualifizierung digitaler Kompetenzen kein Weg vorbei. Die Studienautoren empfehlen zeit- und ortsunabhängig nutzbare Fortbildungsangebote wie etwa das finnische Projekt „Elements of AI“. Dabei handelt es sich um eine interaktive, kostenfreie Onlineschulung zur künstlichen Intelligenz, die inzwischen von vielen EU-Ländern adaptiert worden ist (dt.: www.elementsofai.de).
Besondere Aufmerksamkeit gebühre älteren und bildungsfernen Gruppen mit zielgruppenspezifischen Unterstützungsangeboten. Weiterhin müsse der Stadt-Land-Unterschied beim Breitbandausbau beseitigt werden, um strukturschwache Regionen zukunftstauglich zu machen. Insgesamt brauche es für die Reise in die digitale Zukunft mehr Gemeinsinn: Professionelle Akteure auf verschiedenen Ebenen – Volkshochschulen, Stadtteil- und Begegnungszentren, Bibliotheken und Bürgertreffs – sollten ihre Ressourcen bündeln und sich gezielt der digitalen Kompetenzvermittlung widmen.
Tobias Bürger /Andreas Grau, Digital Souverän 2021: Aufbruch in die digitale Post-Coronawelt? Bertelsmann-Stiftung (Hg.), Reihe LebensWerte Kommune, 7/2021 Gütersloh, 36 Seiten
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