ASB Regionalverband Leipzig

Der ASB Leipzig hat sich als Wohlfahrtsverband und Hilfsorganisation in der Region etabliert. 2025 feiert er sein 35-jähriges Jubiläum nach der Wiedergründung am 28. März 1990. Im Interview spricht Anna Naumann über ihr Rezept gegen den Fachkräftemangel, neue Projekte und modernes Samaritertum.

SozialBank
Kurz und komplett
Über die Organisation

Von der ambulanten und stationären Altenhilfe über Rettungs- und Sanitätsdienst, Katastrophenschutz, der Kinder- und Jugendhilfe bis hin zu Erste-Hilfe-Kursen engagiert sich der ASB Leipzig in vielen sozialen Bereichen. Mit etwa 700 haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden ist er an elf Standorten in der Stadt Leipzig und den Landkreisen Leipzig und Nordsachsen vertreten.

Gründungsjahr

1990

Zahl der Mitglieder

ca. 22.000

Kunde der SozialBank seit

1990

Anna Naumann, Geschäftsführerin ASB Leipzig
„Das Gefühl, wirklich etwas bewirken zu können, treibt mich an.“

Frau Naumann, 2021 haben Sie die Geschäftsführung des ASB Leipzig übernommen. Seitdem hat sich die Mitgliederzahl von 17.000 auf rund 22.000 erhöht. Wie haben Sie den ASB verändert?

Ich habe 2021 einen großen und vielfältigen Regionalverband übernommen, der von meiner Vorgängerin Marion Zimmermann 30 Jahre lang erfolgreich geführt wurde. Sie hat mit ihrem Team hervorragende Arbeit geleistet und den Verband nach der Wende von 0 auf 100 aufgebaut. Wir haben eine sehr vielfältige Produktpalette, einen tollen Mitarbeiterstamm und große Stabilität. Meine Aufgabe war es, auf dieser soliden Basis weiter aufzubauen und neue Impulse zu setzen. Wir legen großen Wert auf Mitgliederwerbung, um die notwendigen Spenden zu generieren, die wir für Projekte nutzen, für die es keine Refinanzierung gibt. Zudem haben wir über verschiedene Marketingkampagnen unseren Bekanntheitsgrad enorm gesteigert. Wir haben den Fokus auf Instagram und Facebook gesetzt und versuchen dort auch die junge Generation zu erreichen.

Eine wichtige Säule der Arbeit des ASB ist sein Personal. Auch hier gab es Zuwachs. Wie gehen Sie mit dem Fachkräftemangel und Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern um?

Wir positionieren uns als modernes Wohlfahrtsunternehmen, digitalisieren viele Arbeitsabläufe, bieten hervorragende Vergütungsmodelle und werden nachhaltiger. Tatsächlich ist das ein sehr spannendes und wichtiges Thema. Wir haben mittlerweile an die 700 Mitarbeitende. Die Gewinnung neuer Mitarbeitenden ist für uns gar nicht so schwierig, wir haben immer wieder Bewerbungen und können neues Personal einstellen. Es zu halten ist eine echte Herausforderung. Eine gute Einarbeitung ist neben der angemessenen Vergütung essenziell, dafür bleibt bei der aktuellen Fachkräftesituation jedoch oft wenig Zeit. Bei der langfristigen Bindung von Bestandskräften liegt unser Schwerpunkt nicht auf Mitarbeiter-Benefits, sondern vielmehr auf einer fairen Vergütungsstruktur, damit sie sich ihre Wünsche selbst erfüllen können.  

Bilden Sie auch aus?

Wir legen großen Wert auf die Ausbildung und haben unsere Kapazitäten deutlich erhöht. Besonders die Ausbildung zum Notfallsanitäter ist sehr beliebt, wir erhalten viele Bewerbungen. Leider sind wir durch die begrenzte Anzahl an Ausbildungsplätzen, die von der Stadt refinanziert werden, eingeschränkt. Dennoch sehen wir die Ausbildung als eine großartige Gelegenheit, die Verbundenheit zum Unternehmen zu stärken und qualifiziertes Personal intern zu entwickeln.

Sie haben 2024 den Zuschlag für den Rettungsdienst in Leipzig erhalten und werden Ihre Kapazitäten noch erweitern. Können Sie uns mehr dazu erzählen?

Ja, das war eine spannende Situation. Der Rettungsdienst in Leipzig wurde neu geordnet und von fünf auf vier Anbieter reduziert. Wir haben eine neue Rettungswache hinzugewonnen. Das war eine große Herausforderung, da wir das Personal für diese Wache neu rekrutieren mussten. Wir haben Werbeaktionen gestartet und Willkommensprämien angeboten, um neues Personal zu gewinnen. Der Aufwand war es uns wert, da es uns wichtig ist, dass die Menschen in Leipzig vom ASB gut versorgt werden.

Was bedeutet Ihre Tätigkeit als Führungskraft beim ASB für Sie persönlich?

Die Vielfalt des ASB motiviert mich sehr. Wir bedienen unter anderem die Bereiche Pflege, Betreutes Wohnen, Rettungsdienst, Erste-Hilfe-Angebote, Hausnotruf, Kita und vieles mehr. Und dann motiviert mich auch unser Leitbild: „Wir helfen hier und jetzt.“ Das Gefühl, wirklich etwas bewirken zu können, treibt mich an. Ich habe in der Zeit, in der ich hier tätig bin, zwei Kinder bekommen und konnte trotzdem meine Führungstätigkeit weiter ausüben. Ich finde es gut, dass der ASB Frauen in Führungspositionen fördert und flexible Arbeitszeiten anbietet, damit sie ihre Karriere und Familie miteinander vereinbaren können.

Seit 1990 arbeiten der ASB Leipzig und die SozialBank zusammen. Was schätzen Sie an dieser Kooperation?

Man merkt schon an unserer 35-jährigen Geschäftsbeziehung, dass wir großen Wert auf Stabilität legen. Bei der SozialBank wissen wir und unsere langjährige Ansprechpartnerin Frau Wolf genau, was wir aneinander haben. Das ist das A und O, finde ich, und natürlich auch gute Konditionen. Ein Vorteil war das zum Beispiel für die Bürgschaft, die wir im Rahmen der Ausschreibung für den Rettungsdienst benötigten. Dank des gegenseitigen Vertrauens konnten wir sie ohne Komplikationen erhalten. Das wäre anders gewesen, wenn wir unsere Bank alle paar Jahre wechseln würden.

Was zeichnet einen modernen Samariter aus?

Engagement und die Lust zu helfen, wo man gebraucht wird. Hier packt jeder mit an. Wenn Not am Mann ist, bleiben alle da und machen mit.  Das haben wir besonders bei den Hochwassereinsätzen 2021 an der Ahr und in Nordrhein-Westfalen bemerkt oder auch bei der Erstaufnahmeeinrichtung, die wir in Leipzig nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs innerhalb von 14 Tagen auf die Beine gestellt haben. 

Außerdem versuchen wir, das Samariter-Arbeitsleben immer moderner zu gestalten und haben viel in moderne Dienstleistungsstrukturen und Arbeitsprozesse investiert. Dazu gehören ein digitaler Dienstplan, digitales Vertragsmanagement, elektronischer Rechnungseingang und ein digitales Bewerbermanagementsystem. Nachhaltigkeit ist uns und unseren Mitarbeitenden ebenfalls wichtig. Wir haben unter anderem eine Imkerei und eine Blühwiese. Diese Kombination aus Engagement, modernen Arbeitsstrukturen und dem Sinn für Nachhaltigkeit zeichnet einen modernen Samariter aus.

Was haben Sie sich für dieses Jahr vorgenommen?

Die Mitarbeiterbindung wollen wir weiter verbessern. Das Thema Nachhaltigkeit werden wir fortführen, nachdem wir bereits unseren ökologischen Fußabdruck ermittelt und in Photovoltaik investiert haben. Außerdem starten wir mit einer digitalen Tourenplanung in der stationären Pflege. Die Vorteile, die das im ambulanten Bereich ermöglicht, übertragen wir jetzt in die stationäre Einrichtung. Ziel ist es, dass unsere Mitarbeitenden von der Hilfskraft bis zur Pflegefachkraft künftig noch konsequenter nach ihren Qualifikationen eingesetzt werden. Es soll auch für alle transparent sein, wer welche Aufgaben hat. Ich denke, dann sind wir gut aufgestellt. Tatsächlich kamen wir bisher nie in die Verlegenheit, Betten reduzieren zu müssen, weil wir kein Personal hatten. Wir versuchen uns anzupassen und im Vorfeld Strukturen und Prozesse zu schaffen, um Ernstfälle gut bewältigen zu können.