ChildFund Deutschland e.V. wurde 1978 als „CCF Kinderhilfswerk“ gegründet. Der Verein setzt sich als Kinderschutzorganisation in 32 Ländern mit Entwicklungs- und Nothilfe-Projekten für Kinder und Jugendliche ein. Aktuell sind 41 hauptamtlich Beschäftigte in Nürtingen (bei Stuttgart) und Berlin für ChildFund Deutschland tätig; hinzu kommen elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Lemberg (Lviv/Ukraine). Im letzten Geschäftsjahr hatte ChildFund Deutschland Einnahmen in Höhe von 14,3 Mio. Euro. Seit 1995 wird ChildFund ununterbrochen mit dem Spendensiegel des DZI ausgezeichnet.
1978
41 hauptamtliche Mitarbeitende in Nürtingen und Berlin & 11 Mitarbeitende am Standort Lemberg (Lviv/Ukraine)
1978
Jörn Ziegler war 23 Jahre lang bei ChildFund Deutschland tätig zunächst als Geschäftsführer und seit 2017 als einer von zwei hauptamtlichen Vorständen. Als Überzeugungstäter im gemeinnützigen Bereich war er zuvor bei der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte, World Vision und dem Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands tätig. Ehemaliger Geschäftsführer
Homepage Campact e.V.Herr Ziegler, was ist das Besondere an ChildFund?
Größe und Partnerstrukturen der Organisation und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten sind sicher etwas sehr Besonderes. Einerseits sind wir kein „Riesentanker“, sodass Beratungen und Entscheidungen intern und im Umgang mit Partnern flexibel und schnell geschehen können. Das erlaubt die Umsetzung innovativer Konzepte und schnelle Reaktionen auf sich verändernde äußere Bedingungen. Andererseits haben wir ein sonst großen Organisationen vorbehaltenes Potenzial – besonders durch unsere Einbindung in eine globale Partnerschaft, die ChildFund Alliance, oder ein Bündnis von Kinderschutzorganisationen wie „Joining Forces“ –, das uns erlaubt, mehr Expertise und Engagement zu mobilisieren, als es einer Organisation unserer Größe sonst möglich wäre.
So konnten wir zum Beispiel ein besonderes konzeptionelles Profil im Bereich der Bildung im Umgang mit Geld entwickeln und ausbauen. Dieses Profil hat sehr verschiedene Facetten. Es reicht vom Einsatz von Spar- und Darlehensgruppen engagierter Mütter in afrikanischen Dorfgemeinschaften über Trainings und Förderung von Sozialunternehmertum – besonders für Jugendliche – bis hin zur Initiierung und Begleitung so genannter Schülerfirmen in Ländern Osteuropas. Die Vermittlung entsprechenden Wissens und eine fortdauernde Begleitung bei dessen Umsetzung führen nicht nur zu deutlich verbesserten Einnahmeverhältnissen bei Jugendlichen und ihren Familien, sondern schaffen für viele junge Menschen eine langfristig nutzbare Erfahrung und sogar Existenzgrundlage.
Worauf können Sie und Ihr Team besonders stolz sein?
Wenn Menschen aus unseren Projekten und Partnerorganisationen uns wissen lassen, wie sehr unsere Projektarbeit zur konkreten und anhaltenden Verbesserung ihrer Lebensumstände geführt hat. Aber auch einzelne Aktionen wie zum Beispiel die Entwicklung und Verbreitung des ersten Lehrbuches über Sozialunternehmertum in ukrainischer Sprache machen uns stolz. Als Anerkennung empfinden wir die Entscheidung der Europäischen Union, ein von uns vorgeschlagenes, mehrjähriges Projekt zur Initiierung und Begleitung von Schülerfirmen in Armenien, Georgien, Moldau und der Ukraine namhaft zu fördern.
Welches sind die größten Herausforderungen für Ihre Arbeit?
Eine große Herausforderung ist eine ausgewogene Balance unserer Einnahmeströme. Die Einnahmen durch öffentliche Fördermittel konnten wir in den letzten Jahren signifikant steigern. Das stellt uns aber vor die Aufgabe, auch die Einnahmen aus Spenden deutlich zu erhöhen, um unsere Betriebskosten zu decken und Menschen zu beschäftigen und diese Einsätze leisten. Spenderinnen und Spendern zu vermitteln, welche Mittel für nachhaltig wirksame Hilfen zur Selbsthilfe erforderlich sind, ist ebenso eine große Herausforderung.
Auch sich schnell ändernde Bedingungen in den Projektländern schaffen große Herausforderungen. In der Ukraine hat uns der russische Angriffskrieg sehr gefordert und zu vielen Anpassungen unserer Arbeit gezwungen. In Indien bereiten uns staatliche Restriktionen, mit denen die Kooperation zwischen indischen und internationalen Organisationen eingeschränkt werden soll, große Probleme. Im Osten des Kongos sind die Übergriffe sogenannter Rebellen ebenso eine Herausforderung wie wiederkehrende Naturkatastrophen.
Wenn Sie die Rahmenbedingungen ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Öffentliche Geber sollten die Betriebskostenanteile für Mittelempfänger deutlich erhöhen. In der Regel decken die gewährten Beträge nicht einmal die Hälfte der tatsächlich für die jeweiligen Projekte erforderlichen Betriebskosten. So sind wir gezwungen, Spenden dafür einzusetzen und damit öffentliche Fördermittel quasi zu subventionieren. Das kann eigentlich nicht im Sinn der Spender und auch der Geber sein. Könnten Spenden in größerem Umfang direkt für die Projektarbeit eingesetzt werden, wäre noch mehr Flexibilität und Innovation möglich; das wäre im Interesse der Sache und vor allem der Menschen vor Ort.
Wem oder was sollte man mehr Aufmerksamkeit widmen?
Die Einsatzfreude sowohl von Spendern als auch von Mittelgebern für die humanitäre Hilfe ist nach Katastrophen besonders hoch. Das ist emotional verständlich, aber oft nicht sinnvoll, wenn es zu Lasten anderer Finanzierungen geht. Mehr Mittel für längerfristig wirksame Projekte und Maßnahmen helfen vielleicht nicht aus unmittelbarer Not heraus, schaffen aber wichtige Voraussetzungen und Veränderungen für längerfristige Verbesserung von Lebensumständen. Dem Zusammenspiel von humanitärer Hilfe und solcher Entwicklungsarbeit sollte mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden.
Was ist das Besondere an Ihrer Zusammenarbeit mit der SozialBank?
Mit der SozialBank verbindet uns eine mehrere Jahrzehnte währende Zusammenarbeit. Wir haben zu schätzen gelernt, dass die SozialBank auch für außergewöhnliche Anliegen, die sich aus unserer Arbeit ergeben, offen ist. Auf unsere Anfragen wird schnell und so unbürokratisch wie möglich reagiert. Auch die Konditionen und Angebote der SozialBank für reine Spendenkonten sind eine besondere Leistung der SozialBank. Damit ist die Bank ein wichtiger Partner für uns geworden.
© ChildFund Deutschland e.V.