Der Paritätische in Bayern

Mit rund 800 parteipolitisch und konfessionell unabhängigen Mitgliedsorganisationen ist der Paritätische in Bayern ein starker Partner für die Soziale Arbeit im gesamten Bundesland.

SozialBank
Kurz und komplett
Über die Organisation

Der Paritätische in Bayern ist einer der sechs Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege. Dem Landesverband haben sich rund 800 Mitgliedsorganisationen angeschlossen, in denen rund 71.000 Menschen aus allen Bereichen der Sozialen Arbeit tätig sind. Der Paritätische ist selbst Träger sozialer Einrichtungen. Er ist parteipolitisch und konfessionell unabhängig und an keine Weltanschauung gebunden.

Gründungsjahr

1924

Mitglieder

800 Organisationen

Kunde der SozialBank seit

1924

Margit Berndl - Vorständin Verband- und Sozialpolitik
„Die Finanzierung einer verlässlichen sozialen Daseinsvorsorge ist auch eine Investition in eine stabile Demokratie.“

Gemeinsam sozial wirksam: „Zam geht was!“

2024 wird der Paritätische in Bayern 100 Jahre alt. Was ihn und seine 800 Mitgliedsorganisationen eint, sind die Werte Vielfalt, Offenheit und Toleranz und die Soziale Arbeit. Das Jubiläum begeht er mit einem Fest für alle Mitarbeiter*innen und einem Festakt im Oktober in München. Doch es wird nicht nur gefeiert: Mit der Mitmach-Aktion #ZamGehtWas macht der Verband den Wert Sozialer Arbeit für unsere Gesellschaft sichtbar. Margit Berndl und Michael Wächter, Vorstand des Paritätischen in Bayern, sprechen im Interview über Geschichte, Zukunft und Herausforderungen für ein soziales Bayern.

Der Paritätische in Bayern begeht 2024 sein hundertjähriges Jubiläum und blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Was sticht für Sie dabei besonders hervor?

Michael Wächter: In der Geschichte des Paritätischen in Bayern ist auf jeden Fall die Gründungsphase besonders hervorzuheben, weil sie das Selbstverständnis des Paritätischen bis heute nachhaltig geprägt hat: 1924 gründete Luise Kiesselbach, eine bedeutende Frauen- und Sozialpolitikerin, den „Paritätischen Wohlfahrtsverband Bayern“. Parteipolitisch und konfessionell unabhängige wohlfahrtspflegerisch tätige Frauenvereine und Organisationen schlossen sich dabei zusammen. Damit entstand der Paritätische in Bayern als ebenfalls konfessionell und parteipolitisch unabhängiger Verband, und soziale Vielfalt erhielt einen organisierten Raum. Der Zusammenschluss unter einem Dach hatte zum Ziel, Mitgliedern Zugang zu öffentlichen Finanzierungsquellen zu ermöglichen und in einem starken Verbund ihre Interessen in Gremien zu vertreten.

Margit Berndl: Für Luise Kiesselbach war es wichtig, dass die Mitgliedsvereine auf einer vom Gedanken der „paritas“, der Gleichheit und Gleichwertigkeit, getragenen Haltung zusammenarbeiteten. Sozialpolitisch setzte sie sich dafür ein, Armut zu bekämpfen, um die soziale Lebenslage der Menschen zu verbessern. Ebenso sollte dieser Gedanke sich im Tätigkeitsprofil widerspiegeln: Die soziale Hilfe, die der Landesverband mit seinen Mitgliedern leisten wollte, war dem Leitbild verpflichtet, dass jeder Mensch gleichwertig ist und auch entsprechend behandelt werden muss. Diese Grundhaltung zeigt sich im Motto der Gründerin Kiesselbach „Pionierarbeit leisten, der Arbeit Niveau geben, auch den Ärmsten kein Menschenrecht versagen!“ Dieses Verständnis gilt für den Paritätischen in Bayern bis heute.

Eine weitere, prägende Phase des Verbands waren die sozialen Bewegungen in den 1970er- und 1980er-Jahren. Viele der Paritätischen Mitgliedsorganisationen haben Wurzeln in der „Selbstbestimmt Leben“-Bewegung, der Frauenbewegung und der Selbsthilfe-Bewegung. In Abgrenzung zu einem fürsorgerischen Verständnis Sozialer Arbeit haben sie mit ihrem Anspruch auf Selbstvertretung, Selbstbestimmung und gleichberechtigte Teilhabe neue soziale Angebote geschaffen und damit Soziale Arbeit insgesamt verändert. Mit ihrer Mitgliedschaft haben sie auch das verbandliche Selbstverständnis mitgeprägt. Der Verband versteht sich damals wie heute sowohl als sozialpolitischer Akteur als auch als Dienstleister für seine Mitglieder, der sich auf allen gesellschaftlichen Ebenen für Toleranz, Offenheit und Vielfalt sowie gleichberechtigte Teilhabe einsetzt.

Michael Wächter: Anlässlich unseres Jubiläums haben wir auf unserer Website im Übrigen ein Geschichts-Wiki des Paritätischen in Bayern veröffentlicht, in dem unsere Verbandschronik lebendig in unterschiedlichen Formaten nachgelesen werden kann.

Die hundertjährige Geschichte des Paritätischen ist auch mit der der fast gleichaltrigen SozialBank verflochten. Was verbindet beide?

Margit Berndl: Seit 100 Jahren sind der Paritätische und die SozialBank starke Partner. Uns verbindet eine überzeugte soziale Grundausrichtung und soziales Engagement: einerseits die SozialBank mit ihren Kund*innen, die allesamt aus dem sozialen Sektor kommen, und andererseits wir als Paritätischer mit unseren Mitgliedsorganisationen, die Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen vielfältige Angebote bereitstellen. In unterschiedlichen Rollen gestalten wir die soziale Infrastruktur für Menschen mit Unterstützungsbedarf mit. 

Michael Wächter: Auch in Bezug auf Strukturen weisen unsere Organisation und Ihr Unternehmen Parallelen auf: Jeweils große Angebotsbereiche werden in selbstständigen Tochtergesellschaften erbracht, bei uns auf ganz Bayern verteilt insgesamt dreizehn gGmbHs. Diese umfassen ein Portfolio, das insbesondere von Altenhilfe, Frauenhilfe und Jugendgästehaus über Kindertagesbetreuung, Mutter-Kind-Kureinrichtung und Mutter-Kind-Wohnen bis hin zur sozialpsychiatrischen Übergangseinrichtung reicht.

Die maßgeschneiderten Finanzprodukte und Beratungsleistungen der SozialBank decken sich mit unserem Verständnis in der Unterstützung unserer Mitgliedsorganisationen. Viele davon sind selbst Kunden bei der SozialBank und zeichnen sich durch ein großes Spektrum an Vielfalt aus, wie dies wahrscheinlich auch unter Ihren Bankkunden der Fall ist. Das Motto der SozialBank „gemeinsam sozial wirksam“ trifft grundsätzlich auch auf den Paritätischen in Bayern zu und lässt sich eins zu eins mit unserem diesjährigen Jubiläumsmotto übersetzen, nur eben bayerisch: „Zam geht was!“

Vor welchen Herausforderungen stehen Ihre Mitgliedsorganisationen und Einrichtungen aktuell?

Margit Berndl: Der massive Arbeits- und Fachkräftemangel, wodurch Träger ihre Angebote bereits heute schon teilweise einschränken oder ganz einstellen müssen. Die Verlässlichkeit der sozialen Daseinsvorsorge ist gefährdet und Teile der Bevölkerung sind verunsichert. Die daraus resultierenden quantitativen wie qualitativen Lücken, wenn bspw. Kita- oder Pflegeplätze fehlen, sind für die Gesellschaft bereits heute spürbar. 

Michael Wächter: Die Finanzierungsbedingungen werden für soziale Träger und auch für den Landesverband angesichts der angespannten öffentlichen Haushalte und der inflationsbedingten Kostensteigerungen zunehmend schwieriger. Gleichzeitig ist es in vielen sozialen Angeboten erforderlich, dass zur Finanzierung sowohl vermehrt als auch noch steigend Eigenmittel eingebracht werden müssen.

Das Erfüllen gesetzlicher Auflagen, z.B. im Kontext von Datenschutz, Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, Hinweisgeberschutzgesetz oder Energieeffizienzgesetz sowie das Refinanzieren der dafür erforderlichen Ressourcen, stellt eine weitere Herausforderung für alle Betroffenen dar.

Wie begegnen Sie diesen Herausforderungen?

Margit Berndl: Unsere verbandliche Aufgabe ist es, uns für optimale Rahmenbedingungen für unsere Mitglieder einzusetzen. Dafür werden wir mit unserer Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit gegenüber Politik und Gesellschaft noch klarer als bisher deutlich machen, dass die Finanzierung einer verlässlichen sozialen Daseinsvorsorge auch eine Investition in eine stabile Demokratie ist. Denn soziale Angebote geben den Menschen Vertrauen in Staat und Demokratie, weil sie in schwierigen Lebenssituationen eben nicht alleingelassen werden. 

Michael Wächter: Effizientere Prozesse und schlankere Strukturen zu implementieren ist enorm wichtig. Realisierbare Digitalisierungsstrategien können dabei grundsätzlich helfen, um flexibel agieren zu können. Zusätzlich gilt es, sich zeitgemäß auszurichten und sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren, um Arbeits- und Fachkräfte zu gewinnen und zu binden.

Was nehmen Sie aus seiner Verbandsgeschichte für heute und seine Zukunft mit?

Margit Berndl: In unserer hundertjährigen Geschichte haben wir mit unseren Mitgliedern die Weiterentwicklung der sozialen Daseinsvorsorge mit innovativen Ideen, Überzeugungskraft und Hartnäckigkeit angestoßen, mitgestaltet und mitgeprägt. Diese Stärken zeichnen uns auch heute noch aus. Deshalb sind wir zuversichtlich, dass wir bei der Bewältigung sozialer Herausforderungen weiterhin eine tragende Rolle im Interesse der einzelnen Menschen und des gesellschaftlichen Zusammenhalts einnehmen werden.

Michael Wächter - Vorstand Wirtschaft und Finanzen
„Die maßgeschneiderten Finanzprodukte und Beratungsleistungen der SozialBank decken sich mit unserem Verständnis in der Unterstützung unserer Mitgliedsorganisationen.“
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