Der DRK Landesverband Baden-Württemberg ist einer von 19 Landesverbänden im Deutschen Roten Kreuz. Als Verband der Freien Wohlfahrtspflege, Nationale Hilfsgesellschaft und mit eigenständigem Jugendverband ist der Landesverband Baden-Württemberg mit seinen Gliederungen Teil der nationalen und internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung.
Der DRK Landesverband unterstützt von seiner Geschäftsstelle in Stuttgart, Bad Cannstatt und seinem Logistikzentrum in Kirchheim/Teck als Dienstleister seine Kreisverbände im Verbandsgebiet. Er wirkt in allen Bereichen, die diese umfassen, sowie bei Hilfseinsätzen des Roten Kreuzes innerhalb Deutschlands und in zahlreichen Regionen der ganzen Welt mit. Seine Arbeit orientiert sich an den international gültigen Grundsätzen des Roten Kreuzes. Gemeinsam mit dem Landesverband Badisches Rotes Kreuz betreibt er eine eigene Bildungsstätte.
1954
- 10.847 hauptamtliche Mitarbeiter*innen
- 46.293 aktive ehrenamtliche Mitglieder, davon 90 in der Landesgeschäftsstelle
34 Kreisverbände und 623 Ortsvereine
1955
Diplom-Kaufmann Steffen Sandrock ist seit 2022 als stellvertretender Landesgeschäftsführer beim DRK Landesverband Baden-Württemberg tätig. Darüber hinaus ist er Vorstandsvorsitzender der Rot-Kreuz Stiftung Abenteuer Menschlichkeit und Mitglied im Beirat des DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg-Hessen. Stellvertretender Landesgeschäftsführer
Homepage DRK Landesverband Baden-WürttembergWas ist das Besondere an Ihrer Arbeit beim Roten Kreuz?
Beim Deutschen Roten Kreuz bin ich Teil einer weltweiten Gemeinschaft. Wir leisten seit über 150 Jahren umfassend Hilfe für Menschen in Konfliktsituationen, bei Katastrophen und gesundheitlichen oder sozialen Notlagen – und das neutral, also allein nach dem Maß der Not. Diese Aufgaben erfüllen wir in den Gemeinden Baden-Württembergs genauso wie international. Die Idee des Roten Kreuzes wird weltweit von rund 15 Millionen freiwilligen Helfern und Mitgliedern getragen. Allein in Deutschland engagieren sich fast 450.000 ehrenamtlich aktive Mitglieder. Das ist spannend, einzigartig und macht mich stolz und ringt mir zugleich auch Demut ab.
Welche Themen sind Ihnen derzeit besonders wichtig? Warum?
Ich will mithelfen, unseren Verband und seine Mitglieder für die Zukunft aufzustellen. Die Welt, in der wir uns bewegen, wird immer digitaler und innovativer. Sie unterliegt gleichzeitig einem sozialen und gesellschaftlichen Wandel, und auch das DRK bewegt sich dabei in einem immer komplexer werdenden Umfeld. Dabei ist der Fachkräftemangel nur eines der Themen.
Diese Entwicklungen haben auch Auswirkungen auf die Zukunft des Ehrenamtes, das Rückgrat unseres Verbands. Die sich verändernden Rahmenbedingungen in unserer Gesellschaft, besonders in Arbeitswelt und Schule/Ausbildung/Hochschule haben direkten Einfluss auf die Lebenswirklichkeit der Menschen und auf die Bereitschaft, sich beispielsweise in einem DRK-Ortsverein mit abendlichen Ausbildungen oder Einsätzen am Wochenende zu engagieren. Hier gilt es für uns als Landesverband, im Dialog mit unseren Mitgliedern und der Politik Antworten zu finden und für unterstützende Rahmenbedingungen zu kämpfen.
Wie gehen Sie mit den Herausforderungen der Digitalisierung um?
Wir sind neugierig, gehen neue Wege und probieren ergebnisoffen neue Formate, Techniken und Tools aus. Egal, ob beim Thema Digitalfunk, der Nutzung von innovativen Beteiligungsformaten wie unseren Hackathons und Cross-Media-Days oder bei der Nutzung von neuen Tools wie Mentimeter, Mural, padlet, Microsoft Teams, Forms, Sway, Planner, Sharepoint oder Power Automate. Ich denke, wir sind da am Puls der Zeit, und darauf bin ich ein wenig stolz.
Auch in der Aus- und Weiterbildung nutzen wir die Möglichkeiten der Digitalisierung. So unterstützt unsere Online-Lernplattform „DRK-Lerncampus“ mittlerweile alle Bildungsbereiche des Landesverbandes mit digitalen Inhalten. Aber auch virtuelle Realitäten (VR) oder die Trainings mit High-Fidelity-Simulatoren in der Ausbildung von Notfallsanitätern und -sanitäterinnen sowie die Möglichkeit von Onlineunterricht in virtuellen Klassenzimmern gehören inzwischen zu unserem Alltag.
Das Wichtigste ist dabei aber immer die Mitnahme aller Kollegen*innen und Kamerad*innen, der Abbau von Ängsten und die Schaffung eines innovativen Klimas. Digitalisierung darf niemals Selbstzweck sein. Vielmehr müssen digitale Kommunikation, digitale Technologie und digitale Innovation immer den Menschen in den Mittelpunkt stellen.
Was möchten Sie im Bereich der Nachhaltigkeit erreichen? Wie gehen Sie dabei vor?
Besonders als junger Familienvater ist mir das Thema Nachhaltigkeit eine Herzensangelegenheit. Inzwischen verfügen wir in der Landesgeschäftsstelle über die ersten Elektro- und Hybridautos in unserer Flotte und wir bauen die Ladeinfrastruktur weiter aus. In unserem Logistikzentrum in Kirchheim installieren wir eine Photovoltaik-Anlage, mit der wir den gesamten Landesverband mitversorgen. Am Standort Kirchheim/Teck erreichen wir sogar eine Energieautonomie. Wir denken im Hinblick auf den Bevölkerungsschutz immer auch das Thema Resilienz mit.
Zur Reduzierung des Verkehrs und damit unseres CO2-Fußabdrucks haben wir darüber hinaus nach der Pandemie das mobile Arbeiten beibehalten und versuchen, Termine, wenn möglich, digital wahrzunehmen.
Für den ganzen Verband möchten wir die Themen angehen, die sich aus dem „Green Deal“ der EU ergeben, beispielsweise hinsichtlich der Nachhaltigkeitsberichterstattungs-Richtlinie. Auch wenn die meisten unserer Mitgliedsverbände noch nicht zu einer solchen Berichterstattung verpflichtet sind, will ich, dass wir einerseits „vor die Welle“ kommen, andererseits aber auch die Chancen nutzen, die sich daraus ergeben.
Wenn Sie die Rahmenbedingungen ändern könnten, was würden Sie als erstes tun?
Hier gibt es eine Vielzahl von Themen, die mich umtreiben. So z.B. beim Thema erneuerbare Energien in der Wohlfahrt und Sozialwirtschaft. Unternehmen, die Energie selbst und unabhängig erzeugen möchten, müssen eine Vielzahl gemeinnützigkeitsrechtlicher und umsatzsteuerrechtlicher Rahmenbedingungen beachten. Das ist komplex und das hemmt. Darüber hinaus ist auch die Refinanzierung von nachhaltigen Maßnahmen durch den Kostenträger aus meiner Sicht noch ausbaufähig.
Auch im Rettungsdienst – einer Schwerpunktaufgabe des DRK in Baden-Württemberg – sehe ich Potenzial. Der Steuerung der Patientinnen und Patienten in die für sie richtige Versorgungsstruktur kommt heute eine immer größere Bedeutung zu. Dies dient einerseits den Patient*innen, weil Sie schneller versorgt werden können, andererseits kann das System des Rettungsdienstes dadurch entlastet werden. Hier wünsche ich mir, dass die Integrierten Leitstellen gewissermaßen als Gatekeeper die Verteilungs- und Steuerungsfunktion gegenüber den Patient*innen wahrnehmen. Eine „Gesundheitsleitstelle“ könnte beispielsweise durch die Koordination eines Pflegenotdienstes, von Gemeindenotfallsanitäterinnen und Gemeindenotfallsanitätern die Lücke zwischen hausärztlicher Versorgung und Rettungsdienst schließen – inklusive der Disposition des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes.
Das Rote Kreuz hat zurzeit den Vorsitz in der Liga Baden-Württemberg. Was möchten Sie in der Zeit erreichen?
Die Ziele des DRK im Rahmen der Arbeit für und mit der Liga in Baden-Württemberg sind die Ziele aller Mitgliedsverbände der Liga. Nur gemeinsam können wir Antworten auf die Fragestellungen unserer Zukunft finden. Wie können wir den digitalen Wandel sozial gestalten? Wie können wir den Fachkräfte- und Personalmangel bewältigen? Wie können wir den ökologischen Wandel sozial gestalten und unsere Gesellschaft krisenfest und solidarisch machen? Diese strategischen Handlungsfelder gemeinsam und mit voller Energie als starker Verbund anzugehen, ist uns Verpflichtung und Ansporn zu gleich.
Worauf können Sie und Ihr Team besonders stolz sein?
Ich bin auf jeden einzelnen haupt- und ehrenamtlich engagierten Menschen im Roten Kreuz stolz. Mittlerweile scheint es, als käme auf unsere Gesellschaft und unseren Verband jedes Jahr aufs Neue eine Herausforderung zu, wie wir Sie die letzten 75 Jahre nicht erlebt haben. Zuerst die Pandemie, jetzt der Krieg in der Ukraine, davor die Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Wenn ich dann sehe, mit wieviel Herzblut, Engagement und Leidenschaft, mit welcher Solidarität, Respekt, Selbstlosigkeit und Toleranz unsere Kameradinnen und Kameraden weltweit und hier vor Ort dabei ihren Mann und ihre Frau stehen, dann erfüllt es mich mit Stolz.
Was ist das Besondere an Ihrer Zusammenarbeit mit der SozialBank?
Die Zusammenarbeit mit der SozialBank basiert auf einem sehr guten und jahrelang bewährten Vertrauensverhältnis. Es ist bemerkenswert, mit welch großer Fachlichkeit wir durch diese Zusammenarbeit unterstützt werden. Das ist nicht selbstverständlich. Besonders mir in meiner Rolle ist es eine große Unterstützung, ein Gegenüber zu haben, das sich sowohl im komplexen Finanzierungsumfeld als auch in der Wohlfahrt und Sozialwirtschaft so gut auskennt wie die SozialBank.
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