Hamburg Leuchtfeuer

„Mit Krankheit leben und in Gemeinschaft wohnen“ – das ist die Vision von Hamburg Leuchtfeuer. Die Organisation möchte chronisch kranken Menschen die bestmögliche psychosoziale Betreuung bieten.

SozialBank
Kurz und komplett
Über die Organisation

Hamburg Leuchtfeuer betreut im Bereich „Aufwind“ Menschen mit HIV und anderen chronischen Erkrankungen psychosozial und vermittelt ihnen Wohnraum. Seit 1998 betreibt die gemeinnützige GmbH ein Hospiz auf St. Pauli und seit 2007 das „Lotsenhaus“ in Altona für Bestattung, Bildung und Trauerbegleitung. Aktuell baut Hamburg Leuchtfeuer im Quartier Baakenhafen der HafenCity Hamburg das Wohnprojekt „Festland“ mit 27 Wohnungen für junge Menschen mit chronischen Erkrankungen. „Mit Krankheit leben und in Gemeinschaft wohnen“ – lautet seine Vision.

Gründungsjahr

1994

Mitarbeitende

65 hauptamtliche und 80 ehrenamtliche Mitarbeiter*innen

Kunde der SozialBank seit

1994

Herr Bodenhagen, Menschen mit chronischen Krankheiten fühlen sich mitunter wie in einer Nussschale auf hoher See. Jederzeit kann die nächste Welle der Krankheit über sie hereinbrechen und ihr Lebensmodell ins Schwanken bringen. Dennoch möchten gerade junge Menschen selbstbestimmt ihr Leben leben. Was braucht es, damit das gelingt?

Dazu braucht es unter anderem barrierefreien, rollstuhlgerechten und bezahlbaren Wohnraum – optimalerweise mit Gemeinschaftsflächen und einem sicheren Versorgungskonzept. Genau das möchten wir mit „Festland“ anbieten. Dazu gehört ebenfalls eine lebendige Hausgemeinschaft, zu der auch Menschen ohne chronische Erkrankungen gehören. Diese Hausgemeinschaft eint, dass jeder für sich und für die anderen Mitbewohner*innen Verantwortung nach den jeweiligen individuellen Möglichkeiten übernimmt. Sämtliche Dienstleistungen, wie beispielsweise Pflegeleistungen, Physio- oder Ergotherapie, werden ambulant erbracht. Für den Bedarfsfall gibt es eine Smart-Home-Vorrüstung für die einfache Bedienung von Türöffnern, Fenstern und Lichtschaltern. Alle Wohnungen bieten Möglichkeit für Privatheit und haben deshalb eine eigene Küche und ein eigenes Bad. Die Gemeinschaftsflächen sind so ausgestattet, dass sie mit ihren Sitzecken und Nischen eine hohe Aufenthaltsqualität haben, um so Alltag zu leben und Freizeit verbringen zu können. In einem der Gemeinschaftsräume wird es eine barrierefreie Gemeinschaftsküche geben, um als Hausgemeinschaft gemeinsam aktiv sein zu können – unabhängig davon, ob die Bewohner*innen im Rollstuhl sitzen oder Fußgänger*innen sind. So möchten wir auch gleichzeitig ein Angebot gegen soziale Isolation schaffen, die leider häufig mit einer chronischen Erkrankung einhergeht, wie wir oft erleben. Daher möchten wir jungen Menschen mit chronischen Erkrankungen festen Boden unter den Füßen geben, als eine Art Antwort zur besagten Nussschale auf hoher See.

Bezahlbaren Wohnraum in einer Stadt wie Hamburg zu finden ist generell nicht einfach. Besonders schwer haben es junge Menschen mit chronischen Krankheiten. Sie verfügen häufig nur über wenig Einkommen, benötigen Barrierefreiheit und mitunter auch Assistenzdienste. Wie schaffen Sie es, die Hindernisse zu umschiffen und im angespannten Hamburger Wohnungsmarkt genau das zu ermöglichen?

Allem voran freuen wir uns sehr darüber, dass es uns dank der tatkräftigen Unterstützung unserer Förder*innen, der Ministerien und Behörden sowie der Banken gelungen ist, FESTLAND im Eigentümermodell umsetzen zu können. Dieses Beispiel zeigt auch, wie wir als gemeinnütziges Unternehmen unsere Werte schaffen und leben, um eben genau diese Menschen in unseren Blick zu nehmen und lebenswerte Angebote für sie zu gestalten. Denn viele von ihnen sind durch die Erkrankung und die eigene finanzielle Situation in mehrfacher Hinsicht von Herausforderungen betroffen. In unserer Mission heißt es unter anderem:

„Auf verschiedenen Ebenen trägt Hamburg Leuchtfeuer dazu bei, den Umgang mit Leben, Krankheit, Sterben, Tod und Trauer menschenwürdiger zu gestalten und dafür ein verändertes Bewusstsein in der Bevölkerung zu schaffen. (…) Dabei wird Hamburg Leuchtfeuer tatkräftig von Spender*innen unterstützt“.

Es ist einerseits eine große und andererseits eine sinnvolle Herausforderung, die Immobilie wirtschaftlich so zu betreiben, dass sie sich durch die Mieteinnahmen trägt. Das ist uns dank der vielfältigen Unterstützung gelungen.

Wie alle gemeinnützigen Projekte von Hamburg Leuchtfeuer, wird auch FESTLAND zukünftig jedoch dauerhaft auf Spenden angewiesen sein. Diese werden insbesondere für die Personalkosten der zentralen Ansprechperson eingesetzt, welche für alle Fragen und Anliegen der Bewohner*innen, der Dienstleister*innen und der Quartiersnachbar*innen erreichbar ist.

Mit „Festland“ stemmen Sie erstmals ein Neubauprojekt und das gleich mit einem Volumen von fast 10 Millionen Euro. Bekommen Sie da keine kalten – oder um in der Metaphorik zu bleiben – „nassen“ – Füße?

Um bestenfalls keine „nassen“ Füße zu bekommen, haben wir uns in unserem Projektteam u.a. sehr verantwortlich dem Thema der Wirtschaftlichkeit der Immobilie gewidmet. Von Anfang an war Bedingung und allen bewusst, dass wir keinerlei Risiko eingehen werden und somit eine solide und planbare Grundlage zu schaffen ist. Resultierend daraus beträgt der Spendenanteil an den Baukosten über 40 Prozent. Um das zu erreichen, besteht aktuell die Herausforderung, die noch erforderlichen letzten 500.000 Euro zu akquirieren. Darüber hinaus ist es gelungen, dass uns Fördermittel in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro zugesichert wurden. Die verbleibende Summe der Baukosten wird mittels Darlehen finanziert, so auch durch unsere Hausbank, der SozialBank. Noch einmal möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich den Bürger*innen, vielen Unternehmen und weiteren Förder*innen danken, die mit ihrer finanziellen Unterstützung ermöglicht haben, „Festland“ im Eigentümermodel umzusetzen. Dafür erhalten alle Spender*innen unsere höchste und schönste Rendite: unsere Wertschätzung und die Sicherheit, in Solidarität und Mitmenschlichkeit zu investieren.

Viele Bürgerinnen und Bürger, Stiftungen, Institutionen und Verbände tragen mit ihren Spenden dazu bei, dieses gemeinnützige Wohnprojekt zu realisieren. Welchem Leitstern folgen Sie beim Fundraising? Was ist Ihr Patentrezept?

Professionalität ist uns auch beim Fundraising wichtig, ebenso ein wertschätzender Umgang mit unseren Förder*innen. Dazu gehört auch, dass diese gut informiert sind und als Partner*innen wissen, was wir in den gemeinnützigen Projekten gemeinsam an Hilfreichem bewirken können. Beim Bau von „Festland“ spielt natürlich auch die Sichtbarkeit und Langfristigkeit des Hauses eine große Rolle. Noch in 20 oder 30 Jahren werden die Förder*innen an ihre gute Tat erinnert, wenn sie an „Festland“ in der HafenCity vorbeilaufen oder -fahren. Somit wirken ihre Spenden auf Dauer und sind daher gut in Mitmenschlichkeit investiert.

Früher lagen die Schwerpunkte Ihrer Arbeit auf der letzten Lebensphase: Sterben, Tod und Trauer. Jetzt öffnen Sie sich stärker der Lebensbegleitung. Wie kommt es zu dem Kurswechsel?

Hamburg Leuchtfeuer wurde mit dem Ziel gegründet, ein Netzwerk für Menschen mit HIV und Aids aufzubauen. 1995 gründeten wir den Bereich Aufwind mit seinem psychosozialen Begleitungsangebot und 1998 unser Hospiz. Zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich der Erfolg der Kombinationstherapie ab und so konnten wir unser Hospiz gleich zu Anfang auch für Menschen mit anderen unheilbaren Erkrankungen öffnen. 2007 kam unser Lotsenhaus mit den Bereichen Bestattung, Bildung und Trauerbegleitung hinzu. Was alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen bei Hamburg Leuchtfeuer eint, ist unser Engagement für die Themen Leben, Krankheit, Sterben, Tod und Trauer.

Somit ist unsere Entwicklung kein Kurswechsel, sondern die Umsetzung unserer Mission mit unserem jüngsten und weiteren gemeinnützigen Projekt: FESTLAND, ein Wohnprojekt für junge Menschen mit chronischen Erkrankungen. 

 

© Hamburg Leuchtfeuer gGmbH

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