Entwicklung, Bau und Betrieb von Seniorenwohnstiften und Pflegeeinrichtungen sowie von Einrichtungen des Betreuten Wohnens. Zudem betreibt KWA eine Klinik für neurologische und geriatrische Rehabilitation und ist Schulträger von staatlich anerkannten Fach- und Berufsfachschulen.
1966
2.572
1965 (Wohnungen, Stiftswohnen), 881 (Pflegeplätze vollstationär)
2005
Dr. Stefan Arend war von 2008 bis 2020 im Vorstand der KWA tätig. Er ist ausgebildeter Journalist sowie promovierter Germanist und Historiker. Nach Abschluss eines Managementstudiums startete er seine berufliche Laufbahn in der Gesundheitswirtschaft und beschäftigt sich seitdem vor allem mit neuen Wohn- und Pflegeformen für Senioren. Ehemaliges Vorstandsmitglied
Homepage KWA Kuratorium Wohnen im AlterHorst Schmieder war 28 Jahre lang bei KWA tätig. Er hat einen Abschluss als Diplom-Kaufmann in technisch orientierter Betriebswirtschaftslehre. Bei der KWA verantwortete er zunächst den Bereich Controlling und Finanzen, bis er im Mai 2000 in den Vorstand berufen wurde und das Unternehmen zu einem gemeinnützigen Sozialkonzern mitentwickelte. Ehemaliges Vorstandsmitglied
Homepage KWA Kuratorium Wohnen im AlterDie KWA Kuratorium Wohnen im Alter ist 50 Jahre alt geworden. Was bedeutet diese Tradition für das tägliche Handeln?
Mit 50 Jahren ist man im so genannten besten Alter: Man kann auf viele Erfahrungen zurückblicken und hat gleichzeitig viel Kraft für Weiterentwicklungen und neue Ideen. So sehen wir auch KWA. Gleichzeitig fühlen wir uns den Gründervätern verpflichtet, die vor 50 Jahren den Mut und die visionären Ideen hatten, völlig neue Konzepte für Senioreneinrichtungen zu schaffen. Blickt man in historische Darstellungen der damaligen Zeit, kann man ermessen, welchen großen, mutigen Schritt unsere Gründerväter vollzogen haben. Heute passt dieses bürgerschaftliche Engagement in unsere Zeit, damals war es in keiner Weise selbstverständlich. Wir begegnen dieser Unternehmensgeschichte mit großem Respekt und schöpfen daraus auch immer wieder Kraft für neue Projekte und für die Bewältigung aktueller Aufgaben und Herausforderungen.
Ihre Wohnstifte folgen einem besonderen Konzept. Bitte beschreiben Sie es kurz.
Die Besonderheit von KWA Wohnstiften besteht darin, selbstständiges Wohnen zu ermöglichen, Lebensqualität zu fördern, aber im Falle von Beeinträchtigung im hohen Alter auch Sorgeverantwortung zu übernehmen und Menschen mit Pflegebedarf bis zuletzt fachlich nach dem State of the Art zu versorgen. Dieser weit gespannte Bogen von hoher Autonomie mit gesundheitlich uneingeschränkter Selbstständigkeit und Selbstbestimmung bis hin zu finalen Pflegesituationen kennzeichnet keine zweite Einrichtungsart im Spektrum von Langzeitpflege (Long-Term Care) und Altenhilfe. Alle anderen eingeführten Settings exkludieren Lebensprobleme zum Ende hin an andere Instanzen (z. B. Betreutes Wohnen) oder inkludieren erst ab einer gewissen Problemschärfe (z. B. vollstationäre Pflege).
Wohnstifte bieten älteren Menschen Wohnmöglichkeiten in gut ausgestatteten Wohnungen unterschiedlicher Größe. Das private Wohnen wird ergänzt durch zahlreiche Gemeinschaftsräumlichkeiten wie Bibliothek, Restaurant, Café, Clubräume, Festsaal, Schwimmbad und Wellness-Bereich. Zum Grundservice von Wohnstiften zählen im Allgemeinen Dienstleistungsangebote wie Betreuung, Reinigung der Wohnung, Notruf, Kommunikation, Kultur, Rezeptionsservice, wählbare Mittagsmenüs und eine zeitlich definierte Betreuung im Falle von Krankheit. Hilfe im Pflegefall wird im Wohnstift durch hauseigene ambulante Dienste geleistet. Diese haben einen Versorgungsvertrag mit Kranken- und Pflegekassen abgeschlossen; sie können die erbrachten Leistungen mit dem jeweiligen Sozialversicherungsträger auf der Grundlage des geltenden Rechts abrechnen. Darüber hinaus ist es möglich, zahlreiche Zusatzleistungen nach persönlichem Wunsch oder individuellem Bedarf gegen Entgelt zu wählen.
Welcher Qualitätsanspruch verbindet all Ihre Einrichtungen, vom Wohnstift über die Klinik bis zu ambulanten Diensten? Welche Haltung erwarten Sie von Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern?
Leben so wie ich es will – so lautet der Kernsatz unseres Selbstverständnisses und damit auch unseres Leistungsversprechens an die Kunden. Dies muss natürlich auch unsere Qualitätspolitik prägen. Wir haben dazu ein umfassendes System der Qualitätssicherung und -entwicklung aufgebaut. In einem Qualitätsbericht, der alle zwei Jahre veröffentlicht wird, legen wir dar, was wir in Sachen Qualität erreicht haben, was noch verbesserungswürdig ist, und welche Ziele wir verfolgen. Zudem veröffentlichen wir alle Ergebnisse der öffentlichen Qualitätssicherung durch Heimaufsicht und Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK). Die eigene Qualitätsberichterstattung fußt vor allem auf regelmäßig durchgeführten Kundenbefragungen und Auditierungen, die prüfen, inwieweit die KWA Einrichtungen die eigenen Qualitätsmerkmale erfüllen – die weit über die staatlichen Regeln hinausgehen. Um solche Qualitätsansprüche zu erfüllen, braucht es, keine Frage, hochmotivierte und qualifizierte Mitarbeiter(innen). Sie müssen bereit sein, sich fachlich und persönlich weiterzuentwickeln, und die Freude in sich tragen, anderen Menschen in besonderen Lebenssituationen beistehen zu können und zu wollen. Von daher: Qualitätsentwicklung und Personalentwicklung sind für uns zwei Seiten derselben Medaille.
Ein so hoher Qualitätsanspruch lässt sich nur realisieren durch kreative Ideen, Investitionen und Wachstum. Was motiviert Sie persönlich im Alltag?
Wir kennen den bekannten Ausspruch, dass es ein untrügliches Zeichen für den Zustand einer Gesellschaft gibt – nämlich wie die Gesellschaft mit ihren alten Menschen umgeht. Von daher ist die Arbeit mit und für ältere und alte Menschen eine gesellschaftliche Aufgabe mit höchster Bedeutung und Priorität. An einer solchen Aufgabe ein wenig mitwirken zu dürfen und sie zu fördern, gibt immer wieder Kraft und Orientierung.
Gerade in Ihrer Branche wird häufig über Fachkräftemangel geklagt. Wie finden und binden Sie Ihr Personal?
Mitarbeiter(innen) zu finden, zu entwickeln, zu befähigen und zu fördern ist eine zentrale Aufgabe von KWA. Man muss in der Tat heutzutage Mitarbeiter(innen) für eine Unternehmung gewinnen. Dazu gehören zunächst attraktive Rahmenbedingungen wie zum Beispiel Gehalt, Alterssicherung und weitere Sozialleistungen, aber auch flexible Dienstzeiten. Hinzu treten Aufstiegsmöglichkeiten, Fortbildung und Teamentwicklung. Mitarbeiter kommen oftmals aus dem sozialen Nahbereich der Einrichtungen, von daher ist es wichtig, dass wir gut vernetzt sind, eine positive Reputation aufweisen und auch einen guten Bekanntheitsgrad haben. Quartiersarbeit ist damit immer auch ein Stück weit Personalrekrutierung. Förderlich sind aber auch Kooperationen mit Schulen, anderen Ausbildungseinrichtungen und der Agentur für Arbeit. Aber last but not least: Das Mittel gegen den Fachkräftemangel ist ausbilden, ausbilden, ausbilden und in Bildung investieren.
Die KWA ist eine gemeinnützige AG. Welche Vorteile bietet diese Unternehmensform?
Die gemeinnützige AG ist für KWA eine geradezu ideale Rechtsform. Zunächst wird deutlich: Alle Überschüsse verbleiben im Unternehmen und können reinvestiert werden. Es gibt keine Ausschüttungen, keine Dividenden an Aktionäre, die möglicherweise gar kein Interesse an der inhaltlichen Aufgabenstellung der Firma haben. Dann demonstriert die AG nach außen hin Größe und eine gewisse Bedeutung. Das hilft uns ungemein bei der Gewinnung von Leitungs- und Führungskräften. Und schließlich sind in einer Aktiengesellschaft die Aufgaben, Rollen und Verantwortlichkeiten zwischen Aktionären, Aufsichtsrat und Vorstand klar im Aktienrecht geregelt. Das hilft sehr, eine moderne Unternehmensstruktur zu schaffen, die ein schwungvolles Agieren der Unternehmensleitung möglich macht.
Innovation und Wachstum benötigen einen starken Partner aus der Finanzwelt. Auf welche Eigenschaften legen Sie dabei besonderen Wert?
Unsere Partner aus der Finanzwelt müssen neben ihrem Handwerkszeug und ihrem Know-how Interesse an unserer Branche und unseren gesellschaftlichen Aufgabenstellungen haben. Sie müssen uns mit ihrem Wissen unterstützen, damit wir unsere Aufgaben optimieren können.
Sie arbeiten eng mit der SozialBank zusammen. Welches sind Ihre Erfahrungen?
Wir sind seit vielen Jahren Kunden der SozialBank und schätzen das einmalige Profil dieser „Institution“. Keine andere Bank weist diese Bandbreite an Kompetenzen auf: fachliche Expertise der Sozialwirtschaft auf höchstem Niveau und grundsolide, aber auch kreative Bankgeschäftstätigkeit. Diese Verbindung macht die SozialBank in der Tat „einmalig“.
Der Bereich der Altenhilfe und Altenpflege unterliegt dem gesellschaftlichen Wandel und ist stark abhängig von politischen Entscheidungen. Welche Rahmenbedingungen wünschen Sie sich?
Die Aufgaben der Altenhilfe und Altenpflege haben eine so zentrale gesellschaftliche Bedeutung, dass alle politischen Weichenstellungen, die Wahlkampfparolen geschuldet sind oder der Logik von Legislaturperioden folgen, mit größter Skepsis und Vorsicht zu betrachten sind. Sozialpolitik braucht andere Maßstäbe und einen eher langen Atem. Doch dies bricht sich (leider) mit den Mechanismen unserer Demokratie. Zudem ist es ein Unding und macht Planung und Weiterentwicklung der Altenhilfe und Altenpflege mehr als schwer, wenn landesrechtliche und bundesweite Regeln, Verordnungen und Gesetze und leistungsrechtliche Grundlagen im Widerspruch miteinander stehen. Wir brauchen eine sozialpolitische Agenda und grundlegende Revision in einer Gesellschaft des langen Lebens.
Was sind die größten Herausforderungen der nächsten Jahre für die Branche – und wie kann man ihnen begegnen?
Wir sind uns sicher, dass das Produkt Wohnstift – bei allen Herausforderungen – für ein Leben im Alter auch in den kommenden Jahren Erfolg haben wird. Die Verbindung von individueller Lebensgestaltung und der Sicherheit durch Sorgestrukturen in Gemeinschaft passt auch zu den folgenden Generationen. Vielleicht sogar noch passgenauer als zuvor. Dazu wird es aber auch wichtig sein, dass eine Gesellschaft des langen Lebens wieder Generativität entdeckt, also die tätige Verantwortung einer jeden Generation für die jeweils nachfolgenden. Die Generationen nach den Babyboomern, seien es die Digital Natives oder die Generationen X und Y, reichen rein zahlenmäßig nicht im Entferntesten an die geburtenstärksten Jahrgänge der 1960er heran. Damit das Zusammenleben in einer solchen Gesellschaft gelingen kann, müssen rechtzeitig neue Regeln gefunden werden. Wenn wir uns für die Zukunft eine sorgende Gesellschaft vorstellen, die auch die Kultur in einem KWA Wohnstift prägt, dann engagieren sich ältere und alte Menschen für ihre Nachbarn und Mitbewohner und kümmern sich - je nach Möglichkeit - um ihren Sozialraum und gestalten ihn auf diese Weise aktiv mit. Sie wissen sich gleichzeitig in Sicherheit einer Gemeinschaft, durch die dort tätigen Mitarbeiter und durch die vielen freiwillig Engagierten, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind und sich ihr täglich stellen. Dies stellt für KWA unter vielerlei Aspekten die Roadmap der kommenden Jahre dar: von der Ertüchtigung der Immobilien über die Personalentwicklung bis hin zu robusten finanziellen Ressourcen.
© KWA Kuratorium Wohnen im Alter Gemeinnützige AG Unterhaching Gruppe