Der Pestalozzi-Fröbel-Verband e.V. (pfv) ist ein politisch und konfessionell unabhängiger Fachverband für Kindheit und Bildung. Er versteht sich als Forum, das den Diskurs über wichtige Themen der Aufwachsbedingungen im Interesse von Kindern, Fachkräften und Familien organisiert. Der pfv beruft sich auf die Pädagogik des Pioniers für die Kindertagesbetreuung Friedrich Fröbel. Zu den Mitgliedern des pfv gehören rund 300 Personen und Organisationen, darunter pädagogische Fachkräfte, Lehrkräfte aus Aus- und Fortbildung, Mitarbeitende anderer Verbände, aus Ministerien und Jugendämtern, Wissenschaftler*innen und freiberuflich Dozierende.
1873 als Deutscher Fröbelverband, 1948 Neugründung als Pestalozzi-Fröbel-Verband
rund 300 Personen und Organisationen

Bettina Stobbe ist Vorstandsvorsitzende des pfv und leitet dessen Bundesgeschäftsstelle in Berlin. Zuvor war sie als Referatsleiterin im Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg für Kita-Qualität und Fachkräftesicherung verantwortlich. Sie studierte Bildungs- und Sozialmanagement mit Schwerpunkt frühe Kindheit (BA). Vorstandsvorsitzende & Leiterin der Bundesgeschäftsstelle
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Der gesellschaftliche Stellenwert der Kindertagesbetreuung ist in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. Inzwischen besucht nahezu jedes Kind in Deutschland vor seiner Einschulung eine Kita. Doch was sollte Frühpädagogik heutzutage konkret leisten? Was ist unter einer guten Einrichtungsqualität zu verstehen? Welche Bedürfnisse von Kindern und Familien gilt es zu berücksichtigen?
Wer fundierte Antworten auf diese Fragen sucht, der ist beim Pestalozzi-Fröbel-Verband e.V. (pfv) mit seiner Bundesgeschäftsstelle in Berlin richtig. Zu den rund 300 Mitgliedern des pfv, der politisch und konfessionell unabhängig ist, zählen Kindergarten-Träger wie die Fröbel-Gruppe sowie wissenschaftliche Institute und frühpädagogische Fachkräfte. Fachpolitische Handlungsimpulse und vielfältige Diskussionsangebote tragen dazu bei, den Austausch aller Akteur*innen zu befruchten und die Netzwerkarbeit voranzubringen. „Das wichtigste Ziel des pfv besteht darin, die Bedingungen, unter denen Kinder aufwachsen, zu verbessern“, sagt Bettina Stobbe, Vorstandsvorsitzende und Leiterin der Bundesgeschäftsstelle des pfv. Seit 25 Jahren ist sie Expertin für das Themenfeld der frühkindlichen Bildung und war u.a. als Referatsleiterin für Kinderbetreuung im Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg tätig.
Die Kindergartenidee als Bestandteil des immateriellen Kulturerbes
„Der pfv ist die Plattform für Fachmenschen aus dem Bereich der frühen Bildung.“ So brachte es Professor Ludger Pesch (PFH Berlin) im Rahmen einer Festveranstaltung des Verbandes am 28. September 2023 in Berlin auf den Punkt. Unter dem Motto „Mit Fröbel zurück in die Zukunft“ konnten die Teilnehmenden ein Doppeljubiläum feiern. Denn 150 Jahre zuvor, also 1873, wurde der „Deutsche Fröbel-Verband“ ins Leben gerufen. Außerdem bot sich die Gelegenheit, auf 75 erfolgreiche Jahre des 1948 wiedergegründeten Fachverbands zurückzublicken.
Einen weiteren Grund zur Freude gab es durch die Aufnahme der Kindergartenidee nach Friedrich Fröbel in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes Deutschlands am 15. März 2023. Dafür hatte sich der pfv – gemeinsam mit der International Fröbel Society-Deutschland mit Sitz in Kassel sowie dem Fröbel-Kreis im thüringischen Bad Blankenburg – stark gemacht und im November 2021 einen Antrag bei der Staatskanzlei in Erfurt eingereicht. „Diese Würdigung begreifen wir als Auftrag, uns noch intensiver für Fröbels Kindergartenidee und für die Stärkung von Kinderrechten zu engagieren“, sagt Bettina Stobbe.
Offenheit für alle Kinder
Zur Erinnerung: Friedrich Wilhelm August Fröbel (1782-1852), ein deutscher Reformpädagoge, war davon überzeugt, dass die kindliche Entwicklung bestmöglich durch das Spiel angeregt und gefördert wird. Wichtige Impulse erhielt er von seinem Lehrer, dem Schweizer Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827), einem Wegbereiter der ganzheitlichen Erziehung („Herz, Kopf und Hand“). Im Jahre 1840 begründete Fröbel im thüringischen Bad Blankenberg den ersten Kindergarten, der sich zu einem weltweit bekannten Erfolgsmodell entwickelte.
Wie die Deutsche UNESCO-Kommission betont, zeichnet sich die Kindergartenidee „durch eine Offenheit gegenüber allen Kindern aus. Ihre Grundsätze prägen das gesellschaftliche Zusammenleben und die Interaktionen unter Kindern sowie zwischen Kindern und Erwachsenen.“ Vor diesem Hintergrund weist Bettina Stobbe darauf hin, dass Fröbel, der ebenfalls in einer politisch bewegten Epoche lebte, den Kindergarten als einen Ort der Demokratiebildung betrachtet hat. Diesem Anspruch fühlt sich der pfv ausdrücklich verpflichtet.
Engagement für einen erweiterten Bildungsbegriff im SGB VIII
Als Reaktion auf das erneut schlechte Abschneiden Deutschlands in der PISA-Studie 2023 rückt der Bildungsauftrag der Kita inzwischen verstärkt in den Mittelpunkt des fachlichen wie auch des öffentlichen Interesses. „Eltern wünschen sich häufig, dass Sprachkenntnisse oder mathematisches Wissen vermittelt werden“, bestätigt Bettina Stobbe. Zugleich warnt sie, dass der ganzheitliche Aspekt dabei nicht verloren gehen dürfe. Denn: Im Zentrum der Fröbel-Pädagogik steht das Spiel als wichtigstes Lernsetting des Kindes.
Aus diesem Grund setzt sich der pfv dafür ein, den Stellenwert des Spiels für die Bildung im § 22 des SGB VIII ausdrücklich zu erwähnen. Zu diesem Zweck hat der Verband einen Formulierungsvorschlag erarbeitet, in dem es unter anderem heißt:
„Bildung wird ermöglicht durch Spiel und eine alltagsintegrierte Förderung, die die Selbstentfaltung des Kindes, die Erschließung der Umwelt, die Aneignung von Kenntnissen und Erfahrungen, die Sprachkompetenz und die Teilhabe an Kultur unterstützt sowie zur bewussten Auseinandersetzung mit diesen Lebensdimensionen und mit den eigenen Erfahrungen anregt.“
Wissenschaft und Praxis im Austausch
Aktuelle und kontroverse Themen aufzugreifen, ist ebenfalls ein zentrales Anliegen des Verbandes. Das geschieht etwa im Rahmen von Dialogveranstaltungen, wo wissenschaftliche Erkenntnisse und praktische Erfahrungen aus der pädagogischen Arbeit zusammenkommen. Ein Beispiel: Viele Pädagog*innen treibt die Frage um, ob man Kinder an die Digitalisierung heranführen sollte, und falls ja, auf welche Weise. „Studien zeigen, dass Kinder es gewohnt sind, Smartphones oder Tablets zu nutzen“, weiß Bettina Stobbe. „Dieser Realität, in der sich analog und digital immer mehr durchdringen, müssen sich Fachkräfte stellen.“ Es gehe darum, gemeinsam zu erkunden, wie digitale Medien und analoge Materialien die kindliche Entwicklung prägen. Deshalb dreht sich bei der nächsten Bundesfachtagung des pfv in Erfurt alles um die „Pädagogische Interaktion zwischen Materialität und Digitalität“. Stattfinden wird die Veranstaltung am 28./29. September 2024 in Kooperation mit dem Thüringer Institut für Kindheitspädagogik der Fachhochschule Erfurt.
Um neue Einsichten zu ermöglichen, veranstaltet der pfv zudem regelmäßige Bildungsreisen ins In- und Ausland. „Fachkräfte sollten die Chance ergreifen, immer wieder einen Blick über den Tellerrand zu wagen“, rät Bettina Stobbe. „Es ist wichtig, neugierig zu bleiben, sich am Kind zu orientieren und einen Perspektivwechsel zuzulassen.“