Die Rummelsberger Diakonie hat eine mehr als 125-jährige lebendige Tradition. Sie entstand im Jahr 1890, um männliche Fachkräfte für die Diakonie auszubilden. Daraus ist ein diakonischer Träger mit fast 6.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gewachsen. Damals wie heute lassen sich Menschen anrühren und bewegen, ihrem Nächsten in Krankheit, Behinderung und sozialer Not beizustehen: Menschen an Ihrer Seite. Die stationären und ambulanten Dienste der Rummelsberger Diakonie bieten Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen, Menschen mit Behinderung und Senioren Wohnung, schulische und berufliche Bildung, Pflege, Assistenz und Beratung.
1890
ca. 6.000
rund 13.500 Menschen profitieren von den ambulanten und stationären Angeboten
1933
Harald Frei studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität der Bundeswehr München und erwarb den Abschluss als Master of Business Administration (MBA). Von 2009 bis 2020 war er als Geschäftsführer und Finanzvorstand für die Unternehmensgruppe der Rummelsberger Diakonie e.V. tätig. Ehemaliger Kaufmännischer Vorstand
Homepage Rummelsberger DiakonieDie Geschichte der Rummelsberger Diakonie reicht ins 19. Jahrhundert zurück. Welche Leitgedanken gelten bis heute?
Die Rummelsberger Diakonie wurde gegründet, um Menschen für diakonische Aufgaben auszubilden. Doch schon die Gründer waren von dem Gedanken geleitet, nicht nur auszubilden, sondern auch Nöte von Menschen zu lindern und zu heilen. In dieser Tradition verstehen wir heute noch unsere Arbeit. Wir haben uns über mehr als 126 Jahre weiterentwickelt zu einem modernen Anbieter in diakonischen Hilfefeldern. Unser Wahlspruch "Menschen an Ihrer Seite" gilt nach wie vor. Er ist begründet auf die Zusage Gottes, der jeden Menschen so annimmt, wie er geschaffen ist.
Wie lässt sich das Gebot der Nächstenliebe mit den modernen Erfordernissen eines Konzerns verbinden?
Auf Dauer erfolgreiche diakonisch-soziale Angebote brauchen eine solide finanzielle Grundlage. Dies wird beispielsweise dadurch erreicht, dass ein diakonischer Träger besondere Expertise in bestimmten Hilfefeldern entwickelt und dann entsprechend nachgefragt wird. Das bedeutet aber auch, dass nicht jeder diakonische Träger alles anbieten kann und muss, auch Kooperationen müssen möglich sein. Diakonie lässt sich gut weiterentwickeln, wenn Grundlagen einer guten Unternehmensführung mit christlich-ethischen Ansprüchen verbunden sind.
Ein Verein, die Rummelsberger Diakonie e.V., unter dessen Dach ein großer Firmenverbund angesiedelt ist - welche Vorteile hat diese Struktur?
Wir haben für uns eine zeitgemäße Struktur geschaffen, in der sich die Hilfefelder zentral wo nötig und dezentral wo möglich in ihren eigenen Dynamiken weiterentwickeln können. Spezialistentum und Kernkompetenzen können so in kleineren, schlagkräftigen Organisationseinheiten ausgebaut werden. Vorbild sind uns dabei auch erfolgreiche gewerbliche Unternehmungen.
Welche Bedeutung haben Brüderschaft, Diakoninnen-Gemeinschaft und Ehrenamtliche in der Unternehmensgruppe?
Das sind besondere Schätze der Rummelsberger Diakonie. Bewohner, Klienten, Patienten und Mitarbeitende brauchen die praktizierte Sorge um ihre Seele und ihr Wohl, nicht nur die theoretische, verkündende Seelsorge. Dazu braucht es auch Fachlichkeit, Kommunikation und Kenntnis wirtschaftlicher Zusammenhänge. Unsere Gemeinschaften kennen und können dies.
Welcher Qualitätsanspruch verbindet Ihre Einrichtungen und Angebote, von der Kurzzeitpflege bis zum Hospiz, vom Angebot für Menschen mit Behinderungen über die Kindertagesstätte bis zur Fachakademie?
Der Anspruch ist, dass sowohl Nutzer unserer Angebote, Kostenträger als auch Mitarbeitende spüren können: Der Wahlspruch "Menschen an Ihrer Seite" gilt für alle. Keiner kann alleine was erreichen, alle sind auf ein Gegenüber angewiesen, das einen selbst weiterbringt. Eine weitere Grundlage ist eine hohe Fachlichkeit und Qualität in allen unseren Handlungsfeldern.
Sie betreuen fast 250 Einrichtungen, renovieren, bauen neu: Welche Ansprüche stellen Sie dabei an eine Bank an Ihrer Seite?
Eine Bank sollte unsere Branche kennen. Die ganz spezifischen Möglichkeiten und Grenzen unserer Finanzierungsgrundlagen wollen wir nicht immer wieder erklären müssen. Unsere Organisation, zeitliche Abläufe, Refinanzierung und externe Fördermöglichkeiten sollte eine Bank kennen und beachten.
Sie arbeiten mit der SozialBank zusammen. Welche Erfahrungen haben Sie dabei gesammelt?
Wir sind auf lösungsorientierte und zugewandte Kundenbetreuer getroffen - auch in schwierigen Zeiten. Die Verhandlungen waren gekennzeichnet von Pragmatik, Praktikabilität, Qualität und persönlichem Engagement.
Die Rummelsberger Diakonie entwickelt ihre Angebote stetig weiter und stellt sich auch neuen Herausforderungen wie der Flüchtlingshilfe. Was treibt Sie persönlich dabei an?
Die Angebote der Rummelsberger Diakonie bewegen sich in existenziellen Bereichen des menschlichen Lebens. Ich habe großen Respekt vor den Leistungen in den Handlungsfeldern. Über den Sinn unserer Arbeit brauche ich nicht nachzudenken. Mir ist es nie langweilig, und wenn ich als Kaufmann dazu beitragen kann, Geld in Sinn zu verwandeln und Geld sinnvoll in Menschen und das, was sie brauchen zu investieren, ist mir das eine große Motivation.
Was halten Sie für die größten Herausforderungen der nächsten Jahre in Ihren Arbeitsbereichen?
Es gibt drei Herausforderungen: Einerseits immer wieder darauf hinzuarbeiten, dass der gesellschaftliche Konsens, Menschen in Not beizustehen, auch wenn es erhebliche Mittel kostet, erhalten bleibt. Das deutsche Subsidiaritätsprinzip und die damit verbundenen Möglichkeiten für gemeinnützige Anbieter helfen seit vielen Jahren Menschen in Krankheit, Not, Alter, Jugend, Behinderung und vielen anderen Lebenslagen. Das halte ich für sehr schützenswert, auch wenn es insbesondere auf der EU-Ebene eine ausgesprochene Tendenz zu rein marktwirtschaftlichem Handeln gibt. Zum anderen ist es eine große Herausforderung, die Menschen zu finden, die bei uns arbeiten wollen. Eine dritte Herausforderung ist die Tendenz zum Dirigismus, in dem unter dem Mäntelchen des Verbraucherschutzes jeder Lebenssachverhalt reguliert wird, zum Teil sogar widersprüchlich.
Sie beschäftigen fast 6000 Menschen. Wie schaffen Sie es, genügend qualifiziertes und motiviertes Personal zu finden?
Wir versuchen Menschen dort anzusprechen, wo sie sich aufhalten. Dazu gehören soziale Medien genau so wie klassische Werbung. Wir wissen allerdings, dass die meisten "neuen" Menschen zu uns kommen, weil sie von Angehörigen, Freunden und Bekannten, die bereits bei uns arbeiten, angesprochen werden, sich doch bei uns zu bewerben. Mitarbeitende sind unsere besten Werber. Deshalb pflegen wir sie, damit sie davon überzeugt bleiben, dass es gut ist, bei uns zu arbeiten.
Gleichwohl, da haben wir noch viel Arbeit vor uns und längst noch nicht alle möglichen Kanäle ausreichend bespielt.
© Rummelsberger Diakonie e.V.