Die Seniorenstiftung Prenzlauer Berg wurde 1996 durch das Bezirksamt Prenzlauer Berg als Stiftung gegründet und übernahm die vier durch den ehemaligen Bezirk Prenzlauer Berg verwalteten Seniorenheime. Die folgenden Jahre waren durch eine intensive Aufbau- und Sanierungsarbeit gekennzeichnet, so wurden die Plattenbauten einem modernen Standard der Altenpflege angepasst, und es entstanden ansprechende Senioreneinrichtungen mit heute insgesamt 567 Pflegeplätzen, hauptsächlich in Einbettzimmern. Im Jahr 2008 wurde ein Neubau eingeweiht, der neben Pflegeplätzen auch in barrierefreien Wohnungen Menschen, die noch keinen erhöhten Pflegebedarf haben, ein Zuhause bietet.
1996
450
rund 600 Pflegeplätze; dazu Wohnungen
2000
Nach einem Studium in Marburg und Bielefeld arbeitete Diplom-Soziologe Wilfried Brexel unter anderem als Jugendbildungsreferent sowie Geschäftsführer der AWO im Kreisverband Höxter. Von 1999 bis 2020 war er bis zu seinem Ruhestand als Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender für die Seniorenstiftung Prenzlauer Berg tätig. Ehemaliger Vorstandsvorsitzender
Homepage Seniorenstiftung Prenzlauer BergSeit ihrer Gründung ist die Geschichte der Seniorenstiftung geprägt von Investitionen – es wurde umgebaut, saniert, modernisiert und neu gebaut. Wie ist Ihr persönliches Fazit dieser Phase?
Ich persönlich ziehe ein sehr positives Fazit für die Zeit der Sanierung und des Umbaus der Seniorenstiftung Prenzlauer Berg. Als ich 1999 erst als Geschäftsführer angefangen habe und später, nach einer Änderung der Satzung, als Vorstandsvorsitzender berufen wurde, war der Standard der Häuser veraltet. Investitionen waren dringend geboten, auch um die Zukunft der Stiftung zu sichern und weiterhin Seniorinnen und Senioren ein modernes und gepflegtes Zuhause zu geben. Es hatte sich viel in der Pflege getan, und die Struktur der Häuser hatte damit nicht mitgehalten. Es waren viele Mehrbettzimmer vorhanden, die sehr eng und dunkel waren. Ziel war es, viele Einzelzimmer in einer freundlichen und offenen Atmosphäre zu schaffen. Ich glaube, dass uns das gelungen ist. Man darf einen solchen Prozess nicht auf die leichte Schulter nehmen. Es hat viel Zeit, Kraft und Geld gekostet, die Anlagen in den heutigen Zustand zu versetzen. Insbesondere der Neubau, bei dem Barrierefreiheit und alle Bedürfnisse der Seniorinnen und Senioren von Beginn an mitbedacht werden konnten, wäre ohne große Hilfe kaum zu stemmen gewesen.
Was planen Sie für die nächsten Jahre?
Wir haben unseren Fokus in den vergangenen Jahren sehr auf die Modernisierung unseres Bestandes an stationärer Pflege gelegt. Dabei sind die Ausrichtung am Markt und die Reaktion auf die hohe Nachfrage nach ambulanten Angeboten teilweise zu kurz gekommen. Hier müssen wir nun nacharbeiten. Wir planen den Ausbau unseres Angebotes an barrierefreien Wohnungen, die eine enorme Nachfrage erfahren, und möchten gerne eine Tagespflege eröffnen.
Wer investiert und modernisiert, muss auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitnehmen. Wie ist Ihnen das gelungen?
Wir haben bei den Modernisierungen immer Wert auf eine gute Arbeitsumgebung für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gelegt. Wir haben Dienstzimmer und Arbeitsräume geschaffen, die ansprechend sind. Aber auch hier nagt der Zahn der Zeit und entwickeln sich Bedürfnisse des Arbeitsschutzes und der Standard moderner Ausstattungen weiter. Viele der Dienstzimmer stehen nun, nach 15 Jahren intensiver Nutzung, erneut vor einer Generalüberholung.
Die Branche leidet unter Fachkräftemangel. Wie finden und binden Sie Ihr Personal?
Unsere Mitarbeiter sind neben unseren Bewohnern das wichtigste Kapital unseres Unternehmens. Viele von ihnen sind schon viele Jahre bei uns. Wir müssen uns stets bemühen, dass wir für alle Mitarbeiter eine ansprechende Arbeitsumgebung schaffen. Dazu gehört selbstverständlich eine gute Bezahlung. Ich freue mich grundsätzlich, dass die Pflegenden in den vergangenen Jahren im Gehalt einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht haben und, dass dieses neue Gehaltsniveau auch endlich mit Kostenträgern und Sozialämtern verhandelbar ist. Wichtig sind dabei eine moderne Ausstattung wie IT-Systeme, die entbürokratisierte Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell und kostenfreie Fortbildungsangebote und Weiterbildungsmöglichkeiten während der Arbeitszeit. Wir sind als Arbeitgeber immer ansprechbar und stehen den Ideen und Anforderungen unserer Mitarbeiter offen gegenüber.
Ich will aber nicht verhehlen, dass es zunehmend schwieriger geworden ist, neues Personal zu akquirieren. Hier betreiben wir heute einen deutlich höheren Aufwand als vor einigen Jahren, besuchen Messen, schalten unzählige Anzeigen, gehen an Schulen und führen viele Gespräche. Nicht immer ist dies von Erfolg gekrönt. Besonders werben wir um Auszubildende und haben bereits die Begleitung und Betreuung unserer Auszubildenden deutlich verbessert.
Die Seniorenstiftung Prenzlauer Berg war die erste Stiftung, auf die städtische Pflegeeinrichtungen übertragen wurden. Was zeichnet eine Stiftung als Träger aus?
Wir sind sicherlich teilweise freier als privatwirtschaftlich agierende Unternehmen, teilweise aber auch stärker eingeschränkt. Wir unterliegen keinerlei Pflichten zur Gewinnmaximierung. Sicherlich freut es uns, wenn wir einen Gewinn erzielen und diesen an die Mitarbeiter weitergeben dürfen oder uns neuen Projekten widmen können. Aber eine schwarze Null in der Bilanz reicht unserem Kuratorium. Wir haben natürlich den großen Vorteil, dass wir die großen Immobilien übertragen bekommen haben und keinerlei Pacht oder Miete zahlen müssen, unterliegen als Stiftung aber den Anforderungen des Werterhalts, müssen also stets wieder investieren, um das Stiftungskapital zu erhalten.
Bei Entscheidungen sind wir jedoch eingeschränkt, müssen viele Akteure befragen und Beschlüsse abwarten. Das hemmt manchmal in einem Immobilienmarkt, der zu schnellen Entscheidungen drängt. Es schützt aber auch vor Schnellschüssen!
Sie stellen an sich und an Ihr Team hohe Qualitätsanforderungen – wie lassen sich diese Ziele im Alltag erreichen?
Diese Ziele erreichen sie nur, wenn sie sich auf ihr Personal und ihre Führungskräfte verlassen können. Wir verwirklichen diese Ziele durch ein hohes Niveau an Fort- und Weiterbildungen. Wir schulen unsere Mitarbeiter in vielen Belangen und stellen somit ein hohes Niveau der Fachlichkeit unserer Mitarbeiter sicher.
Wir arbeiten außerdem mit Kennziffern, die erfüllt werden sollen, und vielen internen Audits, wie Begehungen und Überprüfungen der Pflegequalität.
So vielfältig wie die Angebote der Seniorenstiftung sind auch die Finanzdienstleistungen, die Sie benötigen – worauf achten Sie bei der Auswahl einer Bank?
Uns war von Anfang an wichtig, dass wir mit der SozialBank einen Partner an unserer Seite haben, der in unseren Belangen umfangreiche Kenntnisse besitzt, der den Markt der Altenpflege kennt und unseren Bedürfnissen damit bestens entgegenkommt. Uns war darüber hinaus wichtig, dass wir eine Bank an unserer Seite haben, die alle Finanzdienstleistungsprodukte aus einer Hand anbietet und uns damit umfassend und kompetent beraten kann. Als Unternehmen, das gemeinwohlorientiert organisiert ist, ist es auch unsere Überzeugung, dass die Partnerschaft mit einer Bank, die sich auch dem Gemeinwohl verschrieben hat, der richtige Weg ist.
Sie arbeiten seit Jahren mit der SozialBank zusammen. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Die SozialBank hat uns gerade in den Zeiten der Umbauphase sehr gut beraten, hat uns Wege aufgezeigt, wie wir Förderungen beantragen und wie wir Kosten einsparen. An einigen Punkten konnte sich die Bank auch inhaltlich einbringen und damit nachhaltig eine bessere Qualität schaffen.
Bei unserem großen Neubauprojekt stellte uns die Bank einen Baucontroller an die Seite, der uns bei vielen Unwägbarkeiten geholfen hat. Auch im Auftreten gegenüber den Baufirmen hat uns das unglaublich geholfen.
Pflegeheime, Betreutes Wohnen – Sie arbeiten in einem Umfeld, das geprägt ist von politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Welche Rahmenbedingungen wünschen Sie sich?
Die Pflegelandschaft ist in den letzten Jahren bunter geworden. Dies begrüße ich ausdrücklich. Der Gegensatz zwischen häuslicher Betreuung und Betreuung in einer stationären Pflegeeinrichtung existiert heute nicht mehr. Es gibt mit ambulanten Wohngemeinschaften, teilstationären Angeboten wie Tages- oder Nachtpflege ein breiteres Angebot. Die Verhinderungs- und Kurzzeitpflegen haben den Pflegemarkt ebenso belebt wie die sich mittlerweile ausbreitende Kultur der Hospize. Meiner Meinung nach ist es richtig, dass ein Rahmen geschaffen wird, der jedem Menschen und seiner Familie die Pflegeumgebung schafft, die ihm und ihnen am besten nützt und dem Bewohner ein sicheres Gefühl beschert.
Ich halte allerdings den Grundsatz „ambulant vor stationär“ nicht für richtig. Ich würde mir eher ein „ambulant und stationär“ von der Politik wünschen. In einer älter werdenden Gesellschaft können die Angehörigen überfordert sein, auch nur für Stunden oder die Nächte einen lieben Menschen zu pflegen. Wir sehen häufiger, dass der Zeitpunkt eines Umzugs in eine stationäre Pflegeeinrichtung sehr spät gewählt wird und wir sehen, dass dies mit einer Überforderung der pflegenden Familienangehörigen einhergeht, die ja oft selbst schon ein höheres Lebensalter erreicht haben. Diese Menschen sollten auch weiterhin die Möglichkeit haben, auf ein Pflegearrangement in der stationären Pflegeeinrichtung zurückzugreifen.
Wir nehmen den statistischen Trend, dass Menschen ohne Familie in der Stadt leben, in der Realität wahr. Es lebt somit kein Angehöriger mehr in der Nähe, der die Pflege organisieren kann oder der das Bedürfnis nach sozialen Kontakten befriedigt. Auch kümmert sich bei vielen Menschen niemand um den täglichen Bedarf, um die Reinigung der Wohnung, um den Einkauf oder das tägliche Kochen. Diese Menschen sind meiner Überzeugung nach in einer guten stationären Pflegeeinrichtung besser aufgehoben, finden hier einen gewissen Service und eine Begleitung in allen Situationen und für jeden Pflegebedarf.
Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit in Netzwerken und mit regionalen Partnern?
Für uns ist es wichtig in lokale Netzwerke eingebettet zu sein. Diese sind entweder formalisiert, wie der „Qualitätsverbund Netzwerk im Alter e.V.“ oder der „Landesverband des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin“ und ermöglichen einen guten fachlichen Austausch. Hier werden Herausforderungen der Pflegefachlichkeit diskutiert, Fortbildungen organisiert oder beispielsweise rechtliche Rahmenbedingungen besprochen.
Es gibt aber auch informelle Netzwerke, die sich an den Standorten bilden. Es ist uns wichtig, dass wir in den Kiez hineinwirken, dass wir mit den Menschen ins Gespräch kommen, dass Veranstaltungen in unseren Häusern stattfinden und, dass wir als stationäre Pflegeeinrichtungen nicht ohne räumlichen Bezug im Kiez stehen. Es ist uns wichtig, dass unsere Nachbarn uns wahrnehmen und die Häuser als offene Häuser betrachten. Wir laden unsere Nachbarn zu unseren Veranstaltungen ein und bieten in unserem Restaurant einen Mittagstisch an, der gerne genutzt wird.
© Seniorenstiftung Prenzlauer Berg