SINN Sachsen

SINN Sachsen unterstützt, vernetzt und begleitet soziale Organisationen, Unternehmen oder Start-ups beim Entstehen und Weiterentwickeln innovativer sozialer Angebote.

© Kio Herrmann-Schöne / Beim SINNovationsfest im November 2024 in Dresden erhielten drei soziale Innovationen den SINNInnovationspreis.
Kurz und komplett
Über die Organisation

SINN Sachsen ist die zentrale Anlaufstelle für soziale Innovationen in Sachsen. Sie unterstützt, vernetzt und begleitet soziale Organisationen, Unternehmen oder Start-ups beim Entstehen und Weiterentwickeln innovativer sozialer Angebote. Das im August 2023 gestartete Projekt erhält bis Ende 2025 rund 4,4 Millionen Euro aus dem Europäischen Sozialfonds Plus (ESF+). Realisiert wird es vom Caritasverband für das Bistum Dresden-Meißen, dem DRK-Landesverband Sachsen, dem Impact Hub Dresden, dem Impact Hub Leipzig, der parikom – Paritätisches Kompetenzzentrum für soziale Innovation und Startnext.

Start des Projektes

2023

Mitarbeitende

> 20 Mitarbeitende

SINN Sachsen: Passgenaue Hilfe für soziale Innovationen

Komplexe gesellschaftliche Veränderungen stellen den Sozialstaat auf eine harte Probe. Kein Wunder also, dass neue Ideen gefragt sind, um den Herausforderungen kreativ zu begegnen. Im Freistaat Sachsen steht SINN – die Zukunftsplattform für soziale Innovationen – gemeinwohlorientierten Organisationen und solchen, die es werden wollen, bei der Umsetzung zur Seite. 

„Innovationen im sozialen Bereich sind keineswegs neu, gewinnen jedoch unter dem Begriff ‚soziale Innovationen‘ zunehmend an Relevanz. Angesichts der gegenwärtigen gesellschaftlichen Herausforderungen sind sie wichtiger denn je“, sagt SINN-Projektleiterin Stephanie Meichsner-Eschborn von der parikom gGmbH. Als historische Beispiele gelten die Sozialversicherung und das Genossenschaftswesen, während Crowdfunding, Car-Sharing, Mehrgenerationenhäuser und ambulante Pflege-Wohngemeinschaften zu den sozialen Neuheiten der letzten Jahre zu zählen sind. „Soziale Innovationen“ definieren sich grundsätzlich als „neuartige Ansätze, Strategien oder Modelle, die das Ziel haben, gesellschaftliche Probleme und Herausforderungen zu lösen und die Lebensqualität zu erhöhen.“

Vielfältige Zielgruppen 

„Allerdings fällt es vielen Akteur*innen nicht leicht, ihre Erfolge zu kommunizieren“, stellt SINN-Pressereferent Christoph Hahn fest. Das fehlende Bewusstsein für die eigene Innovationskraft betreffe auch etablierte Träger wie die Lebenshilfe in Oschatz, wo ein interdisziplinärer Fachdienst entstanden ist. Dieser ermöglicht Menschen mit Behinderung einen barrierearmen Zugang zu individuellen und bedarfsgerechten Leistungen aus einer HandZusätzlich wurde ein Digitalisierungsvorhaben umgesetzt. Meichsner-Eschborn betont: „Solche Innovationen bleiben oft unsichtbar.“ Würden Organisationen ihre Stärken bewusster wahrnehmen und kommunizieren, könnten sie damit nicht nur ihre eigene Position stärken und beispielsweise die Attraktivität für Fachkräfte erhöhen, sondern auch noch gezielter dazu beitragen, gesellschaftliche Herausforderungen anzugehen und neue Lösungswege aufzuzeigen.

Die Mitarbeitenden von SINN warten keineswegs ab, bis sich Interessenten bei ihnen melden. „Vielmehr sucht unser Community-Management gezielt nach Innovationen und lädt die Verantwortlichen ein, ihre Ideen im Rahmen der regionalen Roadshows vorzustellen“, erklärt Christoph Hahn das Vorgehen. „Akteur*innen zusammenzubringen ist eine zentrale Aufgabe von SINN, da es bisher an Vernetzungen mangelt“, ergänzt Stephanie Meichsner-Eschborn. Mit diesem Anliegen will SINN Sachsen alle erreichen, die einen sozialen Mehrwert schaffen wollen. Es spielt keine Rolle, ob es sich um Organisationen, Vereine oder junge Start-ups handelt. Langfristig soll ein digitaler Marktplatz geschaffen werden, der alle sächsischen sozialen Innovationen sichtbar macht und Hilfen vereinfacht. 

Problemlagen und Handlungsbedarfe

Zu Beginn des Vorhabens, das im August 2023 mit einer Förderung aus dem ESF+ startete, verschaffte sich das Team von SINN zunächst einen Überblick über die Problemlagen. Wie die Untersuchung in Zusammenarbeit mit der TU Chemnitz ergab, erwiesen sich vor allem folgende Aspekte als relevant: 

  • der Mangel an ehrenamtlich Helfenden und an Fachkräften, beispielsweise im Bereich der Pflege, bei gleichzeitig steigenden Bedarfen,
  • die oftmals einseitige Außendarstellung sozialer Arbeit, die zu selten auf ihre Lösungsansätze und Erfolge hinweist, sowie
  • eine Fokussierung auf die Unterschiede zwischen gesellschaftlichen Gruppen, anstatt die Gemeinsamkeiten hervorzuheben.

Unterstützungsangebote und Veranstaltungen

Damit sich soziale Innovationen etablieren oder weiterentwickeln können, stellt SINN Sachsen ein umfangreiches Maßnahmenpaket zur Verfügung. „Sinn-Hackathons“ wie zuletzt im Februar in Chemnitz und Dresden bieten die Möglichkeit, gemeinsam nach Lösungen für ein konkretes Problem zu suchen. Hospitationen, Coworking und Crowdfunding tragen ebenfalls zum Erfolg der Projekte bei. Hinzu kommen Unterstützungsangebote wie das „SINNkubator-Programm“, das zweimal pro Jahr mit zwei Klassen stattfindet. Um die Außenwirkung zu erhöhen und Netzwerkpartner*innen zu finden, kann zudem ein Profil auf der SINN-Plattform angelegt werden. 

Kooperationen mit etablierten Trägern voranbringen

Für eine Zusammenarbeit zwischen etablierten Trägern und Sozialunternehmen spricht unter anderem, dass sich der Kreis der Adressat*innen erweitert und mehr Menschen von einer sozialen Innovation profitieren können. Die Kombination von neuartigen Ideen und fundiertem Erfahrungswissen kann außerdem dazu beitragen, die Qualität des sozialen Angebots zu verbessern. Welche Chancen sich aus einer Kooperation ergeben können, zeigt sich am Beispiel von AidBoards, einem Start-up der TU Dresden, das nachhaltige Feldmöbel aus Schwerwellpappe anfertigt. Im Notfall sind Hilfsorganisationen in der Lage, die Unterkünfte schnell und kostengünstig auszustatten. Das Sortiment, bestehend aus Feldbetten, Hockern, Tischen und Regalen, wird regional hergestellt und ist recycelbar. Inzwischen besteht eine Partnerschaft mit dem DRK Logistik HUB Sachsen. 

In Projekten wie GENAU (ein „Buddy-Programm“, das Alt und Jung mit gleichen Interessen zusammenbringt) und KIKO (ein Chatbot gegen Einsamkeit von Senior*innen) erkennt Projektleiterin Meichsner-Eschborn ebenfalls das Potenzial für Kooperationen mit externen Partnern. Dies gelte auch für die digitale Schuldenanalyse „Finlyfree“. Denn für die große Zahl überschuldeter Erwachsener gebe es zu wenige Beratungsstellen. „Das Angebot schließt vorhandene Versorgungslücken und erspart den Betroffenen lange Wartezeiten.“

Preiswürdige Projekte 

Besonders stolz ist das Team von SINN Sachsen darauf, dass soziale Innovationen im November 2024 erstmalig in Sachsen mit einem Preis gewürdigt wurden. Für den „SINNInnovationspreis“, zu dessen Sponsoren u.a. die SozialBank gehört, erhielten mehr als 50 Projekte eine Nominierung. Auf den ersten drei Plätzen (mit einem Preisgeld von jeweils 3.000, 2.000 und 1.000 Euro) finden sich folgende Initiativen:

  1. „12 Weltmomente“ von Nicole Herzog, die 81 Länder bereist hat. Sie nutzt ihre Erfahrungen, um sich u.a. mit Workshops an Schulen für Toleranz und Weltoffenheit einzusetzen.
  2. „Beratung für Menschen ohne Krankenversicherung“ des Vereins Sächsischen Anonymer Behandlungsschein e.V.
  3. „Dein musikalisches Denkmal“ mit Liedern für Hinterbliebene und Verstorbene der Musikerin Nadine Maria Schmidt in Zusammenarbeit mit dem Leipziger Diakonie-Hospiz

Aufgrund dieser positiven Impulse sei es politisch gewollt, das SINN-Projekt nach Ende der Förderphase fortzusetzen, berichtet Stephanie Meichsner-Eschborn. „Dies verrät ein Blick in den aktuellen Koalitionsvertrag der Landesregierung. Wir hoffen, dass wir unsere Arbeit und die umfangreichen Aktivitäten weiterführen können.“