Sozialkontor ist ein soziales Unternehmen, das vielfältige Wohn- und Unterstützungsangebote für mehr als 800 Menschen mit Behinderung und psychischer Erkrankung bietet. Pflegerische und therapeutische Dienstleistungen, Hortbetreuung, regionale Treffpunkte sowie Freizeit- und Bildungsangebote vervollständigen das Angebot. Alle Angebote sind eingebettet in ein differenziertes, umfangreiches und aufeinander abgestimmtes Feld von Kinder-, Jugend- und Behindertenhilfeangeboten.
1960
726
2003
Nach einem Studium der Sozialarbeit mit dem Schwerpunkt Sozialpsychiatrie begann Kay Nernheim seine berufliche Laufbahn als therapeutischer Mitarbeiter in der ambulanten und stationären Behandlung psychisch kranker Menschen. Seit 2015 ist Kay Nernheim Geschäftsführer der BHH Sozialkontor gGmbH und des Vereins für Behindertenhilfe e.V. Geschäftsführer
Homepage ASB LeipzigEin Verein, eine gemeinnützige GmbH und die Einbindung in die Arbeiterwohlfahrt – was macht diese Struktur so stark?
Das Sozialkontor ist eine gemeinnützige Gesellschaft. Sie wird geleitet von mir als Geschäftsführer. Berufen und kontrolliert werde ich vom Vorstand des Vereins für Behindertenhilfe. Dieser arbeitet ehrenamtlich und verfügt über wertvolle Fachkompetenzen. Beim AWO Landesverband Hamburg sind wir kooperatives Mitglied und vertreten den Bereich der Behindertenhilfe in Hamburg. Diese Struktur hat sich sehr bewährt, und als Mitglied in einem Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege können wir auch bundesweit für unsere Themen werben.
Die Wurzeln und der Schwerpunkt [Ihrer Organisation] liegen in der Behindertenhilfe. Inzwischen wurde das Leistungsspektrum erheblich ausgebaut – wie wird es weitergehen?
Der Ausbau unserer Leistungen hängt immer auch mit gesellschaftlichen und politischen Veränderungen zusammen. So ist zum Beispiel Inklusion heute nicht mehr nur ein Fachbegriff, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die wir mit einem vielfältigen Leistungsspektrum unterstützen. Im vergangenen Jahr waren wir sehr aktiv in der Quartiersentwicklung. Quartiere generationengerecht zu gestalten ist eine große Herausforderung in vielen Hamburger Stadtteilen. In diesen kreativen Gestaltungsprozess bringen wir uns gerne mit Partnern ein.
Bei dieser Entwicklung benötigen Sie eine Bank, die Sie begleitet. Was erwarten Sie von einem solchen Partner?
Zunächst einmal erwarte und erlebe ich Gesprächsbereitschaft und Offenheit für innovative Konzepte. Dann kommt die Verlässlichkeit auf den Finanzierungspartner.
Bei der Umsetzung Ihrer Projekte arbeiten sie mit der SozialBank zusammen. Was zeichnet diese Partnerschaft aus?
Wir arbeiten seit vielen Jahren sehr vertrauensvoll zusammen. Beide Partner stehen für ein hohes soziales Engagement. Ich schätze besonders, dass wir gemeinsame soziale Denkansätze verfolgen - das vereinfacht das Miteinander sehr.
In Ihrem Leitbild rücken Sie die von Ihnen betreuten Menschen in den Mittelpunkt – welche Motive treiben Sie an?
„Mit.Menschen – stark und lebendig“ - dieser Leitsatz prägt mich sehr und motiviert mich in meiner täglichen Arbeit. Unsere Klienten und Nutzer sind Experten in eigener Sache. Jeder von Ihnen weiß, wie er leben, wohnen und arbeiten möchte. Unsere Aufgabe ist, zu fragen „Was braucht jeder Einzelne, um seine Vorstellungen zu verwirklichen? Und wie können wir jeden Einzelnen dabei unterstützen?“. Genau diese Aufgabe treibt mich an.
Wie gelingt es Ihnen, Ihre Gedanken und Ziele auf Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu übertragen?
Rund 700 Mitarbeiter des Sozialkontor engagieren sich täglich für die Bedürfnisse und Wünsche unserer Klienten. Die Assistenz wird individuell geplant. Insofern muss ich gar nicht viel tun, denn es gehört einfach zur Arbeit aller Mitarbeiter, immer wieder zu fragen „Wie können wir jeden Einzelnen unterstützen, seine Vorstellungen umzusetzen?“.
Welche Ziele setzen Sie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre tägliche Arbeit?
Alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind mit unserem Leitbild vertraut: Teilhabe stärken, Humanismus leben und respektvoll miteinander umgehen. Diese Leitsätze geben uns einen Rahmen und verhelfen uns zu einer Haltung. Ich wünsche mir von allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, Haltung zu zeigen im Miteinander.
Es wird immer schwieriger, genügend Fachkräfte zu gewinnen – was ist Ihre Strategie?
Wir spüren den Fachkräftemangel vor allem im Pflegebereich. Unsere Strategie ist vielschichtig: So sind wir auf allen relevanten Messen und Börsen präsent. Dort steht aber nicht die Personalabteilung, sondern da stellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Arbeit vor. Ein anderes Beispiel: Wir haben mit unseren Azubis einen Film produziert, um die Arbeit echt und lebensnah vorzustellen. Mein Traum wäre eine Anzeigenkampagne. Aber dafür fehlen uns leider die Mittel. Wir ersetzen dies mit Kreativität.
Was wünschen Sie sich, um das Miteinander zwischen freiem Träger und Staat zu verbessern?
Das Miteinander lebt vom Gespräch und Austausch. Wir stehen in gutem Kontakt zur Hamburger Sozialbehörde. Gemeinsam mit der Evangelischen Stiftung Alsterdorf, Leben mit Behinderung Hamburg und fördern & wohnen haben wir mit der Sozialbehörde für die Weiterentwicklung der Eingliederungshilfe einen 5-jährigen Rahmenvertrag mit Trägerbudgets vereinbart. Der Vertrag bietet viele Chancen der Entwicklung von innovativen Assistenzleistungen. Solche Abkommen zu schließen und sie im Alltag umzusetzen und gegebenenfalls zu optimieren, das ist ein spannender Prozess.
© BHH Sozialkontor gGmbH