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Benefiz-Gala, Spendentombola und Kirchenkollekte – viele vertraute Spendenanlässe sind dem Coronavirus zum Opfer gefallen. Entgegen allgemeinen Befürchtungen tat das aber der Geberlaune der Bundesbürger keinen Abbruch, im Gegenteil. Ein Report des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) zeichnet ein differenziertes und insgesamt erfreuliches Bild: Große Hilfswerke verbuchten im ersten Halbjahr 2020 teils erhebliche Einnahmezuwächse, bei den kleineren gab es Gewinner und Verlierer.
Der Report basiert auf zwei Erhebungen zur Spendenentwicklung. Eine außerordentliche Umfrage umfasst die 30 nach Spendeneinnahmen größten Organisationen des DZI-Spenden-Index im Vergleich des ersten Halbjahrs 2020 und 2019. Eine zweite Umfrage speziell mit Corona-Bezug bezieht sich auf alle 231 Spenden-Siegel-Organisationen (Rücklauf: 155 Organisationen = 67 %). Zusammen informieren beide Erhebungen über den Spendenverlauf und die Folgen der Pandemie für die Programmschwerpunkte der Organisationen.
Die Einnahmen der großen Spendenorganisationen hierzulande sind im ersten Halbjahr 2020 um 11,6 Prozent gestiegen (von 626 auf 698 Mio. Euro). 21 dieser Einrichtungen verzeichneten einen Zuwachs der Spenden, neun einen Rückgang.
Für die kleineren Hilfswerke (bis 1 Mio. Euro Spendeneinnahmen) ergab sich eine deutlich schwächere Entwicklung. Bei nur einem knappen Drittel (29 %) stiegen die Spenden von Januar bis August 2020 leicht oder deutlich an, bei 38 Prozent nahmen sie ab.
„Von Spendensteigerungen in 2020 berichten uns Organisationen jeder Größe und jeder inhaltlicher Zielsetzung, also auch solche, die gar keine coronabezogenen, speziellen Spendenaufrufe gestartet haben“, sagt DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke gegenüber der BFS-Trendinfo-Redaktion. Wo es Spendenrückgänge gab, liegt der Grund nahe: „Ausgefallene Benefizveranstaltungen (Vorträge, Tombolas, Spendenläufe etc.), Gottesdienst-Kollekte oder abnehmende Unternehmensspenden aufgrund der Wirtschaftskrise einzelner Branchen.“ Damit wird eine bedenkliche Tendenz zur Spaltung im Spendenwesen sichtbar, weil gerade kleine und sehr kleine Organisationen die übergroße Mehrzahl der rund 630.000 gemeinnützigen Organisationen in Deutschland bilden.
Die Corona-Krise wirkte sich laut DZI deutlich auf die geförderten Projekte aus – schließlich verausgaben gut drei Viertel der Organisationen, die an der Umfrage teilnahmen, ihre Spenden vorwiegend im Ausland (78 %). Mehr als die Hälfte (56 %) der Einrichtungen vermeldeten zeitliche Verzögerungen und inhaltliche Anpassungen der Programmarbeit, 16 Prozent sahen sich zu erheblichen Kürzungen gezwungen, neun Prozent zum Abzug eigenen Personals. Immerhin: „Die meisten Organisationen mussten die Programmausgaben aufgrund der Corona-Krise bislang nicht reduzieren“, ergab die DZI-Umfrage. Aber nur 15 Prozent nehmen bisher keine oder nur geringe Auswirkungen wahr.
Die Corona-Situation hat auch im Spendenbereich der digitalen Kommunikation und dem digitalen Fundraising einen weiteren Schub verschafft, konstatiert Wilke. „So berichten uns Hilfswerke, die auf Präsenzveranstaltungen verzichten mussten, dass sie stattdessen auf digitale Spendenaufrufe und Spendenmöglichkeiten sehr gute Resonanz erzielten.“ Ein Selbstläufer ist das aber nicht. Der Großteil der Spendenaufrufe werde nach wie vor über konventionelle Fundraisingkanäle lanciert, also etwa über Mailings und gedruckte Newsletter.
Der vorliegende DZI-Report zeigt interessante Trends für die ersten Monate im Coronajahr 2020 auf. „Die voraussichtliche deutliche Zunahme des Spendenvolumens geht wohl auf eine generell hohe Spendenbereitschaft eines Großteils der Spenderinnen und Spender zurück und ist nicht vorwiegend auf zweckgebundene Corona-Spenden zurückzuführen“, zieht Wilke ein erstes Resümee. Zugleich sieht er durch die Corona-Situation die Solidarität und Hilfsbereitschaft der spendenbereiten Bevölkerung insgesamt motiviert und gestärkt.
Spannend bleibt, welche Akzente die anhaltende Pandemie und der zweite Lockdown in den spendenstarken Advents- und Weihnachtstagen gesetzt hat. Besonderes Augenmerk gilt daher dem „Spendenalmanach 2021“, der nach geändertem Rhythmus Ende März/Anfang April erscheinen wird. Künftig soll die Spendenentwicklung des kompletten Vorjahres zeitnah und umfragegestützt einbezogen werden.
Ergebnisse der DZI-Umfragen zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf die Spendeneinnahmen und Programmausgaben im Bereich der Spenden-Siegel-Organisationen, Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI), Oktober 2020, 7 Seiten,
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